Romano Guardini Online Konkordanz
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Also etwas recht Bescheidenes: Keine abgeschlossene Lehre, sondern nur einige versuchende Gedanken; keine unmittelbar praktische Anweisung, sondern nur einige Richtlinien.

II.
Wie steht Frauenart und Frauenwirken zu Art und Schaffen des Mannes?
So zu fragen ist heute wichtiger als je. Die Frauenbewegung ist an einem Abschnitt angelangt. Früher handelte es sich darum, die äußeren Hemmungen zu überwinden, die sich der Frau von altersher entgegenstellten. Das ist nun geschehen. Nun aber gilt es, sich auf das Innere zu besinnen. Nun tritt die wichtige Frage an die Frau heran, was sie mit den errungenen Bewegungsfreiheiten machen will. Wo sieht sie ihre Aufgabe? Wie denkt sie sich ihre Arbeit neben der des Mannes?
Die ältere Frauenbewegung hat sich hierüber nicht viel Kopfzerbrechen gemacht. Sie hat einfach und entschieden geantwortet: Frau und Mann sind gleich.
Die Frau wird das gleiche leisten wie der Mann, gebt ihr nur die selbe Ausbildung, die selbe Bewegungsfreiheit, und zwar auf hinreichend lange Zeit.
Es ist verständlich, wie diese Antwort gegeben werden konnte. Man brauchte eine glatte, kräftige Formel für den Kampf. Und was auch daran zu beanstanden sein mag: eins muß man zugeben: sie weist darauf hin, daß im Wichtigsten Frau und Mann gleich sind. Nur wird nicht gesagt, worin. Die heidnischen Anschauungen hatten den Mann allein als vollen Menschen angesehen, die Frau hingegen als solchen zweiten Ranges. Auch hier hat das Christentum die entscheidende Wendung gebracht. Es hat betont: in der Hauptsache "gilt nicht Mann noch Weib ..., sondern das neue Geschöpf". Es hat lange gedauert, bis diese Grundlehre des Christentums in das allgemeine Bewußtsein der Menschen gedrungen war. Noch heute findet man - und nicht selten - Reste jener heidnischen Anschauung. Aber es ist

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