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189. Brief vom 09.09.1951, München. München 9.9.51 Lieber Josef, ich bin seit einigen Tagen wieder zu Hause, zwar noch ein bischen wackelig, aber auf gutem Wege. Der Krankenhausaufenthalt hat doch länger gedauert, als ich gedacht hatte, 14 Tage. Jetzt wirken all die vielen Injektionen nach, und ich bin immer froh, wenn ich nach einem Gang draußen wieder sitzen kann. Die Operation wurde mit nur lokaler An-aesthesie gemacht. Eine merkwürdige Erfahrung, so den Gang der Sache verfolgen zu können; nicht schmerzhaft, aber auch nicht behaglich. Es ist aber eine bewundernswerte Erfindung. Dieser Tage schließe ich das Bändchen ab, welches »Das Ende der Neuzeit« fortsetzt. Der Titel wird lauten: »Die Macht. Versuch einer Wegweisung.«*1132 Seit dem Aufsatz, den ich damals Dir und Maria Elisabeth vorgelesen*1133, hat sich die Arbeit sehr entwickelt; und ich hoffe, sie gibt auch konkretere Hilfen, als es mir damals möglich war. Das zweite Kapitel ist eine Theologie der Macht in nuce, auf Grund der alt= und der neutestamentlichen Offenbarung. Bin neugierig, was Du dazu sagst. Die Marientexte nehme ich mir nach Italien mit.*1134 Ich sehe sie dort genau durch und schicke Dir etwa sich ergebende Vorschläge. Hoffentlich gelingen mir auch die Responsorien. Keine ganz leichte Aufgabe; es sind, sozusagen, 31 kleine Psalmen, die geschaffen werden müssen. Die Arbeit an der Macht hat so gedrängt, daß ich nicht nach Mooshausen kommen konnte. Dann kam das Krankenhaus, und nun muß ich mich ziemlich ruhig halten, damit ich Mitte nächster Woche nach Italien fahren kann. So wird fürs Erste nichts daraus werden. Du hast wohl keine Möglichkeit, in dieser Woche für einen oder zwei Tage herzukommen? Ich glaube, ich schrieb Dir, daß ich in Salzburg zwei Vorträge hatte.*1135 Ein gutes Publikum. Hättest du Lust, einmal dort zu sprechen? Und eine wunderschöne Stadt. Aber vielleicht kennst Du sie schon. 1132 Würzburg (Werkbund) 1951. 1133 In Mooshausen haben sich einige von M. E. Stapp aufgenommene Tonbänder erhalten, worin Guardini Texte vorliest oder worin Gespräche aufgezeichnet sind. 1134 Der geistliche Mai. Andachten für den Gebrauch der Gemeinde und des Einzelnen. In Verbindung mit Romano Guardini und Felix Messerschmid hg. v. Josef Weiger, Würzburg (Werkbund) 1952 (M 863). 1135 Bei den Salzburger Hochschulwochen im August 1951 sprach Guardini über: Religiöse Dichtung der Neuzeit, dann gedruckt in: R. Guardini u.a. (Hg.), Christliche Besinnung 7. Eine Hausbibliothek, Würzburg (Werkbund) 1953, 26-38 (M 930). | ||
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