Romano Guardini Online Konkordanz
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Weges (Mk 10,46ff). Viele begleiten ihn. Da sitzt ein Blinder an der Straße, hört die erregte Menge, fragt, wer Er sei, und ruft: "Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner!" Sie suchten ihn zum Schweigen zu bringen, er aber läßt sich nicht einschüchtern, schreit immer lauter, bis Jesus ihn vor Sich kommen läßt: "Was willst du, daß Ich dir tun soll?" - "Herr, daß ich sehend werde!" Und Jesus: "Geh, dein Glaube hat dich gesund gemacht." Auf der Stelle kann er sehen und folgt Ihm auf dem Wege...
Ein andermal (Mk 2,1ff) sitzt der Herr im Hause, einem der kleinen galiläischen Häuser mit einem einzigen Raum. Alles voll um Ihn her, horchend rings. Keiner kann mehr zur Tür herein. Da tragen sie draußen einen Gichtgelähmten herzu, und wie sie nicht zur Türe herein können, steigen sie auf das Dach, machen eine Öffnung und lassen die Bahre hinab. Die Leute murren. Er aber sieht den großen, einfältigen Glauben und tröstet den verängstigten Kranken: "Kind, deine Sünden sind dir vergeben!" Und wie sich ringsum Empörung erhebt: "Der lästert! Wer kann Sünden vergeben, als nur Gott allein!" - besiegelt Er sein Tun: "Steh auf, nimm deine Bahre und geh!" Und der Gelähmte tut so ...
Wieder einmal ist Er von Horchenden, Feindseligen, Richtenden umgeben (Mk 3,1ff). Da bringen sie einen mit verdorrter Hand. Es ist Sabbat, und alles lauert, was Er tun werde. Er läßt den Kranken in die Mitte treten, daß sie das Elend sehen: "Ist es erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun, oder Böses? Leben zu retten oder zu vernichten?" Und die dumpfe Gewalttätigkeit der Verstockung der Herzen spürend, schaut Er sich zürnend im Kreise um, als wollte Er Jeden zur Wahrheit zwingen, und spricht zum Kranken: "Strecke deine Hand aus!" Und sie wird heil ... So tritt aus den namenlosen Scharen der Vielen, die ihr Leiden zu Ihm tragen, eine Gestalt um die andere hervor. Mit wenig Strichen gezeichnet; lebendig sprechend. Bilder dafür, wie die tiefe, heilende Macht von Ihm ausgeht.
Manchmal ist es einem, als dürfe man einen Blick hinter das tun, was äußerlich geschieht; einen Blick in das innere Walten der heiligen Macht.

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