![]() | Treffernummer: |
| < | Seite 158 | > |
vom letzten Zusammensein eines Meisters mit seinen Jüngern erzählt, nämlich Platons "Phaidon". Der Meister ist hier Sokrates. Er ist verurteilt, und noch am selben Abend wird er sterben müssen. Das athenische Recht erlaubt aber, daß seine Schüler bei ihm seien, so kann er ihnen sein Letztes geben, den Inbegriff dessen, was er sie im Lauf langer Jahre gelehrt hat. Diesen Inbegriff kann man etwa so zusammenfassen: Das Eigentliche des Menschen ist die Seele; sie lebt von der Wahrheit. Diese Wahrheit kann man erkennen, wenn man es mit ganzem Ernst will; also sucht nach ihr, und ihr werdet sie erreichen. Was das Menschenleben sinnvoll macht, ist das Gute. Dieses kann man verwirklichen; also müht euch darum, mehr als um alles Andere. Für alles das aber haltet euch nicht an mich. Nicht Sokrates ist wichtig, sondern die Wahrheit und das Gute. Das kann er euch nicht so lehren, wie man eine wissenschaftliche Wahrheit lehrt. Dann wäre es nämlich nur gewußt und nicht wirklich zu eigen genommen; nur ihr selbst könnt es finden und gewinnen, jeder in seiner persönlichen Verantwortung. Sokrates kann euch nur durch sein Leben und Sterben verbürgen: Es gibt diesen Sinn des Daseins - er selbst aber gehört nicht hinein. Jesus denkt anders. Im Johannesevangelium sagt Er.: " ... ohne mich könnt ihr nichts tun ..." (Joh 15,5). Und wieder bei Matthäus: "Den Vater erkennt niemand als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will ..." (Mt 11,27). Weiter heißt es, und das führt vom Erkennen zum Tun: "Niemand kommt zum Vater außer durch mich ..." (Joh 14,6). Und ein andermal: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben."(ebda.) Ein großes Wort, aber doch nicht das kühnste. Wie in Kapharnaum der Widerspruch gegen seine Verkündung bis in den engsten Kreis seiner Jünger dringt, redet Er vom Brot des Lebens, das heißt, von dem, was die Existenz möglich und sinnvoll macht, und sagt: "Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist. Wenn jemand von diesem Brot ißt, wird er in Ewigkeit leben." Und dann: "Aber das Brot, das Ich | ||
| < | Seite 158 | > |