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Und war das Leben echt begonnen, mit reinem Einsatz, dann vermag es immer wieder hinunterzulangen in das Reich des mitlaufenden Anfangs. Wenn es sich nicht an die Dinge verliert, sondern auch bei sich zu bleiben versteht; wenn es nicht nur redet, und tut, und unternimmt, sondern auch still zu werden weiß, gegenwärtig zu werden, in sich hineinzuhorchen und in das, was innert des Daseins webt - dann hat es Zusammenhang mit dem Reich des Anfangs, und es kann sich darin geborgen fühlen, von ihm getragen sein, sich aus ihm erneuern. Das Ende aber, das rechte, die Vollendung, steht nicht nur hinten, dort, wo nachher nichts mehr kommt - sondern es wirkt voraus. Schon im Augenblick des Anfangs erhebt es sich, und zieht das Lebendige zu sich. In jeden Augenblick dringt es herein, und fordert sich von ihm; und gehorcht er, vollbringt er sich recht, dann empfängt er ein Siegel, etwas, was ihn aus der bloßen Zeit herausnimmt und der Ewigkeit verbindet. Weisheit aber bedeutet wohl nichts anderes, als daß die Vollendung immer stärker durchdringe in dem, was noch auf dem Wege ist. Wenn zwei Menschen einander gefunden haben und wollen ihr Leben zusammen leben, dann streben sie wieder dem Reich des Anfangs zu. Die noch erst zwei einzelne sind, jeder für sich, mit seinem abgesonderten Anheben und seinem eingelaufenen Weg - sie suchen nun zusammen jenen Anfang, aus dem sie dann neu hervortreten. Zwei und eines zugleich. Dieses eine aber nicht als bloße Zusammenzählung der zwei, sondern als ihre lebendige Einheit. Das tut die Liebe in ihrem Entschluß ganzer Hingabe; in der Reinheit ihres Erlebens; in ihrem Willen, ganz in die Gemeinschaft einzutreten. Nun ist etwas Neues da, jene lebendige Einheit; neu hervorgegangen und weiterwirkend von nun an. Und sie ist von einer besonderen Vollendung angerufen, die sich schon im ersten Augenblick erhebt, vom Rande her, und Verwirklichung fordert. | ||
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