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So sagt z.B. der Arzt zu einem Kranken, der Unmögliches verlangt: Ich kann keine Wunder tun. Damit will er auf die Grenzen seiner Möglichkeit hinweisen und zugleich betonen, daß in der Innehaltung dieser Grenzen die Ehre seines Amtes liegt. Der Scharlatan hingegen beansprucht, alles zu können, weil er die Grenze nicht kennt, also weder echtes Können noch echtes Nichtkönnen hat. Der Begriff des Wunders wird auch einfachhin mit Zauberei gleichgesetzt; mit unsauberer Übernatürlichkeit. Diese und ähnliche Weisen des Wortgebrauchs meinen etwas schlechthin Unwertiges; etwas geistig Unanständiges. Anders jene, die unter „Wunder“ das Ungewöhnliche verstehen, das Außerordentliche, Staunenerregende; das, was Ergriffenheit wirkt, das Herz aufrührt, den Geist löst und erhebt. Also etwas zu ungewöhnlicher Schönheit, zu heller Vollkommenheit Geratenes, Naturding oder Werk; eine Fügung, die ins Freie führt; eine Erfüllung, die wie ein Geschenk kommt usw. Hier meint „Wunder“ ein Element des Daseins selbst: Das, was als Gabe kommt; als eine alle normale Erzwingbarkeit übersteigende Huld. Darin liegt offenbar ein abgeglittenes religiöses Element; ein Rest des Bewußtseins von der schenkenden Güte und Allmacht Gottes, oder doch wenigstens von einer reichen, schöpferischen, menschliche Maße übersteigenden Schicksalsmacht. Das alles sind uneigentliche Bedeutungen. Unsere Überlegungen hier verstehen das Wort im genauen christlichen Sinn. Um diesen in seiner reinsten Form zu erfassen, nehmen wir als Beispiel eines der Wunder Jesu; und zwar jenes Ereignis, das Mt 6,45–54, Mt 14,22–34 und Joh 6,15–21 berichtet wird: Wie Jesus auf dem Wasser des Sees daherkommt. Diesem Sinne nach bedeutet Wunder eine Wirkung, die aus den in der betreffenden Situation liegenden naturgemäßen Kräften – in unserem Falle also dem, was ein Mensch ohne Werkzeuge dem Wasser gegenüber vermag – nicht abgeleitet werden kann. Wunder ist das, was die naturgemäße Kausalität der Situation übersteigt. *1
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