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Größe, die mit Begrenzung überhaupt nichts zu tun hat, weil sie eine solche wesentlicherweise ausschließt. Angesichts dieser Definition wird deutlich, daß sogar der Begriff der "Größe" auf sie nicht ohne weiteres angewendet werden kann. Jedenfalls nicht in einem quantitativen Sinne, denn Größe meint Meßbarkeit; wo aber keine Grenzen sind, kann auch nicht gemessen werden. So meint der Begriff etwas Qualitatives, und zwar jene Eigenschaft, kraft derer das gemeinte Seiende auf der Linie des Maßes jede Meßbarkeit transzendiert. Der Begriff des Unendlichen bildet eine Unterform eines umfassenderen Begriffs, nämlich des Absoluten. Letzteres ist jenes Seiende, das nicht nur die Einschränkung durch eine Grenze des Maßes, das heißt die Endlichkeit, sondern jede Einschränkung einfachhin, das heißt die Bedingtheit, ausschließt. Das Absolute ist also das Nicht-Bedingte. Positiv ausgedrückt, jenes Seiende, das alle Bedingungen des Wesens und Seins in sich selbst trägt, will sagen, das schlechthin Autonome und Autarke. Ihm gegenüber ist das Endliche sowohl begrenzt, also nach Wesen und Sein eingeschränkt, als auch bedingt, also von Anderem abhängig. Vielleicht empfinden Sie die Frage, wie wir überhaupt zum Begriff des Absoluten gelangen, und wir wollen wenigstens andeuten, wo die Antwort liegt. Sie kann in verschiedener Weise versucht werden. Einmal: Unser Denken stößt an jeder Stelle seiner Betätigung auf den Unterschied zwischen dem Notwendigen und dem Faktischen. Daß der Stein, den ich in der Hand halte, jetzt fällt, bildet keine Notwendigkeit, sondern eine Tatsache. Er fällt nur, wenn ich ihn loslasse. Sobald er aber fällt, muß er nach dem Gesetz fallen, das für diesen Vorgang gilt. Das Gesetz ist also - letzte Axiome vorgegeben - notwendig; sein konkreter Vollzug faktisch. An dieser Erfahrung erwacht der Gedanke eines Seienden, das seinem ganzen Wesen nach notwendig ist. | ||
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