Romano Guardini Online Konkordanz
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Heute ist Christus geboren;
heute ist der Erlöser erschienen;
heute singen auf Erden die Engel,
freuen sich die Erzengel;
heute jubeln die Gerechten und sprechen:
Ehre sei Gott in der Höhe, alleluja!
Viermal wird in diesem Text das Wort "hodie" laut, "heute". Was bedeutet das? Was heißt das, wenn am fünfundzwanzigsten Dezember des Jahres Neunzehnhundertzweiundsechzig die Kirche uns sagt: "Heute ist Christus geboren"?
Offenbar ist das Wort nicht geschichtlich zu verstehen, denn das Ereignis, das im Weihnachtsfest gefeiert wird, hat sich ja doch vor mehr als neunzehn Jahrhunderten zugetragen. Es kann aber auch nicht bloß heißen: Heute denken wir daran, daß es einst geschehen ist, freuen uns darüber, verkünden es, denn nicht von Denken ist hier die Rede. Das "Heute" muß mehr meinen: es muß heißen, daß an diesen Tagen etwas geschieht, das solcher Rühmung wert ist. Was ist das aber?
Um die Dinge des Glaubens zu verstehen, ist es manchmal gut, sich auf Gedanken oder Vorgänge zu besinnen, die in der Frömmigkeit des Heidentums erscheinen. Was war im antiken Sinne das Fest? Was bildete den Kern davon, daß Menschen in einem Tempel oder in einem heiligen Hain zusammenkamen, dort religiös ergriffen wurden und auf das sie Ergreifende hin handelten?

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