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Dieser Inbegriff "Welt" nun enthält zwei Faktoren. Einmal etwas, was bereits ist, bevor - in der erkennenden, wertenden, handelnden Begegnung zwischen diesem Ding und diesem Menschen - "Welt" wird. Das kann nun selbst bereits Begegnungsergebnis sein, zum Beispiel menschliche Werke, Ordnungen usf. Gehen wir aber weit genug zurück, so gelangen wir zu etwas, was vor jeder möglichen Begegnung liegt. Wir sind gewohnt, hierfür die Bezeichnung "Natur" einzusetzen. Ihr steht in jenem Inbegriff "Welt" das gegenüber, was gemacht, geformt, geschaffen wird. Nennen wir das in ebenso vorläufiger Weise "Kultur". Und nun lautet die Frage, die uns hier beschäftigen soll: Was ist diese "Natur"? Was diese "Kultur"? Sind sie eindeutige Phänomene? Sind sie jeweils für sich faßbar? Wie stehen sie zueinander? Wie zum Menschen? Wie zur "Welt"? *1 Die beiden Begriffe haben im Sprachgebrauch verschiedenen Sinn. "Natur" bedeutet da zunächst ganz allgemein das, was von selbst, ohne den Menschen, vorhanden ist. Nicht von ihm gemacht, sondern aus sich geworden; nicht nach menschlichen Zwecken gesetzt, sondern nach eigenen Notwendigkeiten verwirklicht. Damit trägt dann Natur, je nach dem Ausgangspunkt von welchem die Stellungnahme herkommt, einen verschiedenen Wertcharakter: sie ist etwas Rohes, Ungeformtes, Unveredeltes, das noch der eigentlichen sinngebenden Arbeit harrt. Also das, was macht, daß man zum Beispiel den angeblich naturnahen *1 Diese Gedanken stehen in Zusammenhang mit der geistvollen Einleitung von Alfred Baeumler zu der M. Schröterschen Bachofen-Auswahl: Der Mythus von Orient und Okzident, München 1926. Zum Teil geben sie wieder, zum Teil bringen sie Eigenes; sie versuchen zu verstehen, Kritik zu üben und fortzuführen. Ich wüßte nicht zu sagen, wie weit ihre Abhängigkeit geht, und wo das Selbstgedachte beginnt. Ferner möchte ich noch betonen, daß es "experimentierende Gedanken" sind, aufgestellt, um zu versuchen, wie weit man der Wirklichkeit gegenüber damit kommt. | ||
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