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Stand gewonnen. Und die Antwort wird keine Formel sein, sondern lebendiges Tun. Darüber hinaus freilich ein Geschehen, und diesem Geschehen weiß ich mich verbunden. Ich habe erfahren, was Entscheidung heißt. Und ich weiß um das wirkende Neue. Das alles hatte ich zu gestalten gesucht; zwei Briefe lagen fertig. Als ich sie aber noch einmal prüfend las, haben sie mir leer geklungen, und ich habe sie weggelegt. Die ganze Frage zusammenzuziehen, die Entscheidung aufzuzeigen, die gestellt ist; die Antwort aus dem Kern her, zugleich aber aus der lebendigen Fülle herauswachsen zu lassen, so daß sie leibhaftig wird - das vermag ich nicht. So will ich in kurzen Zügen zu sagen versuchen, wo ich die Richtungen sehe, und an welches Geschehen ich glaube. Die drängende Frage war, ob in all dem, was geschieht, von vollem Menschenwesen und vollem Menschenwerk getragenes Leben möglich sei. Die alte Welt versinkt; Welt" im weitesten Sinne des Wortes genommen, als Inbegriff von Werken, Einrichtungen, Ordnungen und lebendigen Haltungen. Die Mitte des vergangenen Jahrhunderts bildet die geschichtliche Scheide. (Obwohl natürlich die Wurzeln des Geschehens viel früher liegen.) Zu jener Welt gehörte ein bestimmtes Menschenbild, gemeinsam trotz aller vielen und großen Verschiedenheiten. Sie war von diesem Menschen getragen, und trug ihn wiederum. Er hatte sie geschaffen und durchlebte sie. Er hielt sie lebendig in seiner Hand; sie war ihm Werk und Ausdruck, Gegenstand und Werkzeug zugleich. Das war Kultur; und was wir heute noch an wirklicher Kultur besitzen, stammt dorther. Dann setzte das neue Geschehen ein, anders geartet, anders gemessen, aus anderem Ausgangspunkt zu anderem Ziel gehend. Anders die Kräfte, die es tragen; anders sein Verhältnis zur Natur. An diesem neuen Geschehen zerfällt die alte | ||
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