Romano Guardini Online Konkordanz
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geworfen, auf jedem ein Fragment. Das meiste ist verloren gegangen; der Rest ist ediert, und es lohnt sich wahrhaftig, ihn zu lesen. Man fragt sich: Was bleibt hier noch? Eine Freude am Dasein malgré tout. Eine harte Bravour des Existierens. Alles scheint sich auf einen letzten, sehr männlichen Formalismus einer grimmig=geschmackvollen Daseinstapferkeit zu reduzieren - die mitnimmt, was sie an Genuß erfassen kann; aber für alles fast einen Ersatz findet in der Unabhängigkeit seiner Skepsis ? Alle Illusionen, Idealitäten, Sehnsüchte, alles Metaphysische, alles Religiöse ist vollständig weg. Nackte Wirklichkeitsbündel empirischer Wirklichkeit ? Wovon der Mensch leben kann! - Wie einfach unsere christliche Praxis sich ihre Sache macht!
- unterdes ist der Arzt dagewesen und sehr handgreiflich geworden. Höchst ungemütliche Dinge. Aber nun scheint es doch besser zu werden.
Nun herzlichen Gruß! Schöne stille Vorfesttage. Ich wollte, ich wäre bei Dir.
Das Cantual ist erschienen.*968 Ich lasse es Dir schicken. Weißt Du einen Ort, wo Du es besprechen könntest?*969
Grüße auch M. Bärtle -
Dein Romano

148.
Brief vom 14.06.1932, Sils Maria.
Sils Maria
14.6.32*970
Lieber Joseph
Heute nachmittag, auf dem Spaziergang, äußerte Frau K. den Wunsch, bei Gelegenheit der Heimreise Dich zu begrüßen, vielleicht zu dem Zweck nach Mooshausen zu kommen - und wie ein Wort das
968 Romano Guardini/Felix Messerschmid (Hg.), Deutsches Kantual. Hilfsbuch für den gemeinschaftlichen Gottesdienst, Mainz (Grünewald) 1931 (M 335).
969 Weiger schrieb eine Rezension in Die christliche Frau 30, 3 (1932), 77-80.
970 Im SS 1932 war Guardini beurlaubt (M 379). In gewisser Weise bewegte er sich auf Nietzsches Spuren: in der Bibliothek Mooshausen befindet sich ein Widmungsexemplar an Weiger: Alfred Baeumler (Hg.), Nietzsche in seinen Briefen und Berichten der Zeitgenossen. Die Lebensgeschichte in Dokumenten Leipzig (Kröner) 1932; mit hs. Widmung: Herzlichen Gruß Romano 25.7.32.

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