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mir nicht darum, daß heute viele Menschen sind, die vieles wissen. Mir schien vor allem bedeutsam, daß die Bewußtheit Haltung, Grundzug unseres kulturellen Lebens wird. Diese Tatsache ist mir nun unter einem anderen Gesichtspunkt nahegetreten: Wir überschauen uns selbst und die Welt, in der wir stehen. In unserer politischen Gesamtsituation ist etwas gegen früher Neues und Entscheidendes eingetreten: Die Erde wird übersehbar. Sie wird zu einem geschlossenen Feld politischen Geschehens und Handelns. Natürlich wußte man immer, daß die Erde eine umschriebene Fläche sei; daß sie Grenzen habe. Aber jetzt erst - der Weltkrieg hat viel dazu getan - ist einer hinreichend großen Menge Menschen bewußtgeworden, daß es sich so verhält. Jetzt spüren wir die Tatsache, daß wir in einem nicht mehr ausdehnbaren Raum leben. Vielleicht war bereits einmal eine Vorstufe dieses Bewußtseins da. Was die ausgehende Antike "Oikumene" nannte, den "Gesamtraum der bewohnten Erde", das scheint nach dieser Richtung zu liegen. Die Vorstellung eines bewohnten oder bewohnbaren Gesamtraumes war da, auf den sich politischer Wille und kulturelles Schaffen richteten. Diese Vorstellung bestimmte mit die Weltwirkung der griechischen Kulturkraft. Diese Richtung des Handelns begründete den politischen Weltcharakter des Römerreiches, nicht seine tatsächliche Ausdehnung - ebenso übrigens wie den Weltcharakter des britischen Reiches. Allein jener Vorstellung fehlte das Abschließende. Tatsächlich war es doch nicht die ganze Erde, die überschaut wurde. Die Oikumene war umgriffen vom umliegenden Bereich der noch nicht bewohnten Erde, und das Bewußtsein davon wirkte in jene Gesamtvorstellung mit hinein. Es waren noch Möglichkeiten der Ausdehnung da, ungenutzter Spielraum, unerschlossene Reserven. Damit steht es heute anders. Nun ist die Oikumene endgültig da: Das Bewußtsein | ||
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