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Deine Gegenüberstellung. Der »Werter«*581 strebt ins Elementare unter Ablehnung der Kultur: Rousseau, der deshalb das Elementare fälschlich »Natur« nennt *; die Pessimisten, die in ihr nichts als Böses sehen u.s.w. Und andererseits der Seinsbeobachter: er faßt das Zurückgehen ins Elementare auf als einen Prozeß, bei dem vom Kulturgehalt nichts verloren gehen darf; nicht als Abwendung von ihr, sondern als ihre »Einschmelzung«; nicht als ein »zurück« zur einzig-guten verlorenen Einfachheit, sondern als ein »vorwärts« zu einer höheren Stufe, auf der das Gewonnene in einfacher Weise resorbiert ist, und das Leben sich zu neuer Kulturdifferenzierung anschickt. Hier scheint mir der Schlüssel für den Mißerfolg jedes »Naturalismus« zu liegen! Wie? Parabeln Bergpredigt = Elementar-LehreDogma = Kultur-Lehre Analog Das letzte Abendmahl die Messe = Elem. Gottesd.= Kultur die Bestellung der Zwölf Papst u. Bischöfe, Kardinäle... und Petri Auswählung = Kultur. = Elem. Verfassung Was meinst Du dazu? Ob nicht auch hier die Richtungen und Maßstäbe katholischer, d. h. ganz positiver Kritik liegen? Die nichts zerstört, sondern nur aufbaut? deren Hauptproblem »Maß« und »Grenze« und »Richtung« sind? - Hat Dir D. M. die beiden Aufsätze im »Pharus«*582 geschickt? - Ein andermal mehr; am Sonntag gehts immer ein bischen im Galopp. Viel herzliche Grüße! Dein Romano. 5/11/16. 581 J. W. von Goethe, Die Leiden des jungen Werther, Leipzig 1774: erfolgreichster Briefroman des deutschen »Sturm und Drang« (hier: »Werter«). 582 Zum Begriff des Befehls und des Gehorsams, in: Pharus 2,7 (1916), 834-843; Zum Begriff der sittlichen Freiheit, in: ebd., 977-989. Vgl. Br. 67. | ||
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