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einfachzu, unmittelbar. Dann kam die Erfahrung, von welcher hier geredet werden soll; das Leben nahm die Gegenrichtung, auf Einsamkeit hin, wiederum einfachzu und durchaus einseitig, ja vielleicht mit einer bitteren und enttäuschten Schärfe. Keine der beiden Bewegungen hat recht. Das heißt, jede hat recht; aber keine ganz und bloß für sich. Werden aber beide richtig vollzogen, so gewinnt das Leben als Ganzes eine neue Ebene. Da steht es nicht in unmittelbarer, einfacher, sondern in gespannter Haltung. Gemeinschaft und Einsamsein bestimmen sich darin gegenseitig, bezogen auf die geistige Person. II. Als wir von "Gemeinschaft" sprachen, als wir voll Glück entdeckten, daß der furchtsame und selbstsüchtige Individualismus überwunden werden könne und Gemeinschaft möglich sei - was haben wir da gemeint? "Wir" ... unsere Zeit; jene Menschen, in denen das Herz dieser Zeit pochte und die seinem Drang folgten! Wenn die Rede war von Gemeinschaft zwischen Mensch und Mensch, von Möglichkeit der Anrede und Erwiderung, von Kraft des Verbundenseins; von Gemeinschaft des Volkes, als lebendiger Einheit im Schicksal, im Werke, in der Verantwortung und Ehre; von Gemeinschaft der Völker untereinander, in der Einheit der Menschensendung auf dieser immer deutlicher umgrenzten Erde - was war mit alledem gemeint? Doch wohl dieses: daß der Mensch kein Eingesperrter sei im zugemauerten Selbst, sondern daß da Tore offenstehen und Wege führen vom Einen zum Anderen. Daß man den Anderen erblicken könne und verstehen, wie er ist; daß man ihn anreden könne und von ihm angeredet werden; daß es Wort gebe und Ant-Wort, sprechbar und vernehmbar; daß es möglich sei, das Leben des Anderen mitzuvollziehen, und das Eigene von ihm mitvollzogen zu sehen; daß es Teilnahme gebe hinüber und herüber, im Schenken und Empfangen, in Leid und Lust, | ||
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