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Dazu gehört vornehmlich der besondere Charakter des platonischen Wahrheitswillens. Er hat sich gegen verschiedenartige Gegner durchsetzen müssen, wie sie entweder durch die menschliche Natur überhaupt, oder durch die besondere Situation des griechischen Geisteslebens, in der Platon lebte, gegeben waren. Vor allem gegen das träge, ungereinigte und zugleich anmaßende Denken des Alltags, das aus dem einfachen Herkommen, aus dem bloßen Instinkt, aus der ungeprüften Erfahrung und der Gewohnheit lebt. Platon spricht ihm jeden geistigen Wert ab. Er nennt es ein bloßes "Meinen", nicht einmal hinreichend, um die Dinge des Handwerks recht zu tun, und stellt ihm die Forderung entgegen, das Denken müsse durch Arbeit und Kritik zu geistiger Verantwortung durchdringen ... Diesen Gegnern verwandt, nur geistig entwickelter und, da sie oft sehr begabt sind, gefährlicher, erscheinen ihm jene, die aus künstlerischer Anschauung und schöpferischer Erregung, mit einem Wort, aus der Einbildungskraft leben. Ihr intuitives Denken stellt Platon um nichts höher als das Meinen des Alltags. Aussage und Werk - sie mögen aus noch so tiefer Eingebung hervorgehen und von noch so mächtiger Gestaltungskraft getragen sein - müssen erst zur Durchsichtigkeit der Vernunft gelangen, wenn sie den Wert der Wahrheit und überhaupt hochwertiger Geistigkeit tragen sollen. Eine weitere Gruppe von Gegnern scheint auf dem entgegengesetzten Standpunkt zu stehen. Es sind das die Sophisten, Virtuosen der Diskussion und Meister der Menschenbeeinflussung. Für Platon sind sie schlimmer als die bloßen Alltagsleute; denn deren Denken ist nur dumpf und unklar, während das Ihrige verdorben ist. Es ist falsch in der Methode, weil durch keine sachliche Kritik geführt; unrein in den ethischen Grundlagen, weil durch kein Ethos wahren Forschens verpflichtet. Es ist eine bloße Kunstfertigkeit, die dann wieder - die zweite bereits angedeutete Seite der Sophistik - rein praktischen Zwecken dienstbar wird, nämlich die nötige Beweglichkeit des Geistes und Wortes geben soll, um Eindruck | ||
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