Romano Guardini Online Konkordanz
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Flamme bleibt in sich, und das Auge auch, und doch geschieht ein Einswerden; eine Vereinigung in Ehrfurcht und Keuschheit, möchte man sagen, ohne Berührung noch Vermischung, rein im Schauen.
Ein tiefes Gleichnis jener Vereinigung, die sich zwischen Gott und Seele in der Erkenntnis vollzieht. „Gott ist Wahrheit“, sagt die Heilige Schrift (Jer 10,10). Wer die Wahrheit erkennt, hat sie im Geiste. So ist Gott in dem Gedanken, der Ihn erkennt; Er lebt in dem Geiste, der Ihn wahr denkt. Darum bedeutet „Gott erkennen“: sich mit Ihm vereinigen, so wie das Auge sich im Schauen des Lichtes mit der Flamme vereinigt.
Mit der Flamme gibt es auch eine Vereinigung durch ihre Glut. Wir spüren sie im Antlitz, auf der Hand; wir merken, wie sie uns wärmend durchdringt, und doch steht die Flamme unberührt in sich selbst.
So ist die Liebe: ein Vereinigtwerden mit der Gottflamme durch die Glut, und doch rührt nichts an sie. Denn Gott ist gut, und wer das Gute liebt, dem lebt es im Geiste. Das Gute ist mein, sobald ich es liebe; und soviel ich es liebe, soviel gehört es mir, und doch rühre ich nicht an es. Gott ist das Gute -so wesenhaft und einzig, daß Christus zu dem Jüngling sagen konnte: „Niemand ist gut, außer

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