Romano Guardini Online Konkordanz
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"Gesang Weylas" und das Märchenspiel im "Maler Nolten" weht. Und ebenso an Mörikes Verhältnis zur Natur, die für ihn voll geheimer Mächte war. Die Geister, Nixen, Elfen, Wichtel und sonstigen Zwischenwesen, die in seinen Gedichten und Märchen auftauchen, sind Phantasie und Traum, aber doch wohl nicht nur das; sie offenbaren vielmehr ein Naturgefühl, das gewiß nicht heidnisch, doch auch nicht eindeutig christlich war... Und noch etwas anderes will beachtet sein, das ist Mörikes Beziehung zur Welt des Okkulten, wie sie in seiner Freundschaft zu Justinus Kerner, literarisch in seinem Bericht über die Spuk-Erscheinungen im Pfarrhaus zu Cleversulzbach, darüber hinaus aber in seinen Märchen, in der Erzählung "Der Schatz" und im "Maler Nolten" zum Ausdruck kommt.
Anderseits erzählt ein Brief an seinen vertrauten Freund Wilhelm Hartlaub aus dem Jahre 1843 von einem nächtlichen Gespräch mit Strauß und sagt: "Als ich ihm ungefähr auseinandersetzte: daß ich bei meiner fortdauernden Neigung zum Christentum, die in den drei letzten Jahren sich eher gestärkt und näher bestimmt, als vermindert habe, gleichwohl den großen Unterschied zwischen dem Gebrauch, den ich davon für meine Person machen könne, und zwischen meiner Aufgabe als Prediger, so sehr es mich oft nach der Kanzel ziehe, fast lebhafter als ehemals empfinde; daß ich erst angefangen habe, mir aufs Neue einen Weg zu bereiten, und daß, bevor ich völlig im Gange und mit mir selbst zufrieden sei, von einem ruhigen, reinen und fruchtbaren Verkehr mit der Kunst bei mir nicht die Rede sein könne etc. etc., erwies er meiner Liebe zu dem Christlichen in gewisser Art Gerechtigkeit und verlangte nur, ich soll, ohne von dem theologischen Unwesen Notiz zu nehmen, meinem eigenen Triebe folgen". *10
Tatsächlich berühren denn auch nicht wenige unter Mörikes Dichtungen - aus der Zeitnähe des Briefes und nach ihr, aber auch aus den vorausgehenden Jahren - den Leser mit einer zarten christlichen Frömmigkeit; wir denken an die "Karwoche",

*10 Briefe, a. a. O. 567f.

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