Romano Guardini Online Konkordanz
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für die fachliche Beurteilung der Angaben, sondern auch für den Wert des Buches als Zeitspiegel.
Die Ausstattung ist vortrefflich. Eine Reihe schöner Ansichten von den trotzigen und düsteren Bauten und Stadtteilen Perugias zeigen, in welcher Umgebung jene wilden Ereignisse sich abspielten.
Was die Sprache betrifft, so betont die Übersetzerin selbst in der Einleitung die Widerspenstigkeit des peruginischen Dialektes. Ref. kann sich hier kein Urteil erlauben, möchte nur die Empfindung ausdrücken, als ob öfter Italianismen nicht vermieden seien. – *2
Der Petrarkaband ist durch eine Abhandlung eingeleitet, die das äußere und innere Leben des Mannes schildert und besonders darlegt, was Neues und Bedeutungsvolles bei ihm zuerst auftaucht. Es ist eine tiefverstehende Analyse seines Charakters und seines so modernen Seelenlebens. Der Verfasser liebt den »vollendeten Egoisten«, aber er schont ihn nicht, legt alle Fäserchen bloß, und entwickelt ein Seelenbild voller Verzweigungen und scheinbarer Widersprüche, aber von unbedingt überzeugender Wahrheit. Besonderer Wert ist auf die Erörterung von Petrarkas Stellung zu Antike und Humanismus gelegt. Er ist dem Verfasser der vollendete Humanist, der dem Leben in seiner Vielartigkeit und Mannigfaltigkeit nachgeht und der System, Begriff und Theorie haßt. Sein Wissen ist eine Fülle von Einzeleinsichten, von Auffassungen des Einmaligen in Natur und Leben, das erst in seinem Charakter zur Einheit wird. Dieser »historischen« Weltbetrachtung wird die »scholastische«, als begrifflich-abstrakte, systematische Bewältigung der Objekte gegenübergestellt und mehr oder weniger abgelehnt. Daß nun einem Denker von der Art Petrarkas, der ganz auf die gegebene Mannigfaltigkeit eingestellt ist, die abstrakte allgemeine
*2 Z.B. S. 226: Der Kapitän »besaß so viel Bestien(!), daß ihm zehntausend Körbe Hafer jährlich nicht genügte«. Ob es im Original nicht bestie, d.h. Tiere, Reittiere u. dgl. heißt? S. 21 muß es natürlich heißen, daß der Papst »die Messe las<" nicht »sagte«, wenn es auch im Italienischen heißt: »disse messa«. Und so noch mehreres.

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