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der Welt, dem Hineinstellen des Gedankens in die gefestete Gestalt. Wer solches Tun einzig vermag und von Anfang an vermochte, ist der Heilige Geist. Im ersten Augenblick aller Schöpfung ist er dabei. Der Geist Gottes schwebt über den Wassern, wenn eine Gestalt nach der anderen hervorgeht aus der formenden Kraft des Geistes. Seine besondere Nähe verspürt auch der menschliche Bildner, der darum von Inspiration spricht. Doch der eigentliche Ort der Inspiration ist das Sprechen und Schaffen Gottes. Dem Menschen ist alles vorgebildet. Der Künstler arbeitet nicht in autonomer Weise, sondern in Gottes-Ebenbildlichkeit. Wenn er von seiner Schöpferkraft spricht, steckt Anmaßung in diesem Wort. Er kann nur bitten, daß der, der die Welt schuf, ihn erleuchte in seinem kleinen Schaffen als Maler, als Bildhauer, als Architekt, als Dichter. Was aber, wenn er gleichwohl in die Krisen hineintreibt, denen jeder schöpferisch Arbeitende ausgesetzt ist? Wenn er plötzlich weiß, wie wenig er kann, wenn das Bild seiner Jugendschöpfungen zu wanken anfängt, wenn er sieht, daß sein Werk zurückbleibt hinter dem, was er eigentlich gewollt hat? Immer wieder erlebt ja der Künstler in sich das Wort der Schrift: »Am Anfang war alles wüst und leer.« Nur | ||
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