Romano Guardini Online Konkordanz
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sondern auch auf ihre gefährdende Wirkung hin ins Auge zu fassen.

II.
Die Reihe der Gebilde, von der wir sprechen, beginnt mit dem Werkzeug.
Wir verstehen darunter ein Ding, das der Mensch in den Funktionszusammenhang seines Körpers aufnimmt, um dadurch eine bestimmte Leistung von dessen Gliedern und Organen zu erhöhen. Der Stein etwa steigert die Wirkung, welche der Schlag der bloßen Faust haben würde. Die Steigerung nimmt zu, wenn der Stein entsprechend geformt, und noch mehr, wenn er an einen Stock gebunden wird. So entsteht der Hammer.
Aus solchen einfachsten Formen entwickelt sich das Werkzeug zu immer größerer Vollkommenheit. Seine Wirkung wird stärker, genauer und differenzierter - das ästhetische Moment nicht zu vergessen, das sich in der Wahl des Materials und in den angebrachten Zieraten, aber auch in dem Ausdruck geltend macht, den die Funktion selbst durch die Form findet. Hervorgerufen durch die Zwecke, welche die Ernährung, Sicherung und Bereicherung des Lebens stellen, entsteht so eine große Mannigfaltigkeit von Gebilden. Wesentlich bleibt aber immer, daß das Werkzeug-Ding in den Funktionszusammenhang des menschlichen Körpers eingefügt bleibe; daß es als Verstärkung, Verfeinerung, Präzisierung jener Leistung wirke, die die menschlichen Sinne, Glieder und Organe hervorbringen.
Das nächste Phänomen in der Reihe ist die Vorrichtung.
Darunter verstehen wir ein Gefüge von Dingen, das außerhalb des leibseelischen Funktionszusammenhangs steht und auf Grund unmittelbar wirksamer natürlicher Energien bestimmte Zwecke erfüllt. Die Gesetze, nach denen das geschieht, sind noch nicht rational durchdrungen, sondern nur erst durch die Erfahrung als Regeln des Geschehens erkannt.

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