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vor »Gedanken«, wenn man so stets gewissermaßen berufsmäßig mit ihnen umgeht, wenigstens geht mirs so. Aber wenn mein lieber Freund ultra montes*285 spricht, dann kann ich nur zuhören, hin merken, und das Gefühl inneren Bedauerns haben, weil ich weiß, daß ich nur bis an eine gar nahe Grenze mitkann. Sehr, sehr schön ist er! Fast freut michs, daß er nicht in das Feuilleton*286 kam. Ich will versuchen, ihn ihm »hl. Feuer«*287 oder der »akademischen Bonifatiuskorrespondenz«*288 oder sonstwo unterzubringen, wo er nicht so rasch verschwindet wie in einem Tagesblatt. Er bringt Töne aus einem Land, das mir nun schon seit Jahren schmerzlich fern steht. Ich meine nicht, daß ich es früher besaß, nein, aber ich habe früher nicht gewußt, daß es da war. Und bin ich ihm ein wenig näher gekommen, dann verdank' ich Dirs am meisten. Das Land, in dem das tiefe Leben zusammen mit der tiefen Religion ist. - Mir ist immer, Du hättest mir das, was Du mir gabst, nicht gegeben, wenn Du mich kenntest. Aber ich glaube auch, wenn etwas mir in dem Innersten helfen kann, dann war's das Geben. - Auch nach einer anderen Seite hin freut mich der Aufsatz. Er beweist mir, daß ich recht hatte, als ich meinte, der Weg zur künstlerischen Form (auch zu der des Gedichtes) gehe für Dich über die Prosa. Und da ist diese Betrachtung, scheint mir, ein schöner Schritt vorwärts. Zum zweiten Aufsatz*289: Ich weiß nicht, was ich gegen ihn einwenden sollte. Was die methodische Frage der Illustrierung des A. überhaupt angeht, so glaube ich, daß Du recht hast, obwohl ich mir hier kein Urteil zurechnen kann. Ich kenne Jugend und Volk nicht genug. Was die Bilder selbst angeht, sind wir einer Meinung. Ebenso über die Bedeutung Fugels fiir die Schule. Ganz einverstanden bin ich auch mit dem Hinweis auf die Konzentrationsnotwendigkeit im ganzen relig. und damit auch im Unterrichtsleben. Im einzelnen schreibe ich an den Rand meine Abänderungsvorschläge. Trotzdem - ich sags in aller Offenheit - würde ich den Aufsatz nicht veröffentlichen. Einmal bin ich mir darüber nicht recht klar, ob es gut und richtig ist, wenn wir noch Junge mit so prinzipieller Kritik an die Öffentlichkeit treten; sie hat im vorliegenden Fall eine durch die Lage der Sache geschaffene schärfere Angriffsstellung. Vielleicht haben wir doch noch zu warten. U. dann lieber Josef - es drängt Dich keine Pflicht; und Du könntest mit einem solchen Schritt 285 »jenseits der Berge«: Freiburg ist von Wangen durch den Schwarzwald getrennt. 286 Feuilleton der Augsburger Postzeitung; vgl. Br. 34. 287 Heiliges Feuer. Religiös-kulturelle Monatsschrift: seit 1913 von Ernst Thrasolt, danach bis 1931 von Bernhard Michael Steinmetz herausgegebene kath. Zs. 288 Zur Akadademischen Bonifatiuskorrespondenz vgl. Br. 8. 289 Über Fugel; vgl. Br. 31. | ||
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