Romano Guardini Online Konkordanz
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Wie war doch der Mann, den das Volk so tief in sein Herz hineingenommen, daß es solche Geschichten von ihm erzählt hat, ihm, dem ersten Papst?

2.
Zum ersten Mal hören wir von ihm, wie Johannes mit zweien seiner Jünger am Jordan steht und Jesus vorbeigehen sieht: „Siehe, das Gotteslamm!“ Die Beiden, Andreas und Johannes, hören die Worte und gehen Jesus nach. Es ist die Zeit vor allem öffentlichen Wirken, da Er noch wie in einer wunderbaren Freiheit dahingeht. Sie möchten mit Ihm sprechen, trauen sich aber nicht; da wendet Er sich um: „Was wollt ihr?“ Sie wissen nur zu antworten: „Meister, wo wohnst Du?“ Und Er: „Kommt und seht.“ Sie gehen mit und bleiben den Abend bei Ihm. Johannes aber, der das berichtet, fügt genau hinzu: „etwa von der zehnten Stunde an“, so tief hat sich jener Abend dem nun fast Hundertjährigen ins Herz geprägt.
Andreas ist der Bruder des Simon Petrus. Bald darauf trifft er diesen: „wir haben den Messias gefunden“, und bringt ihn zum Meister.
Jesus aber blickt ihn an: „Du bist Simon, des Jonas Sohn. Du sollst Kephas heißen“, der Fels (Joh 1,35–42).
Wenn man vom Folgenden her zurückschaut, wird dieser Augenblick unerschöpflich. Jesus „blickt ihn an“; mehrmals kehrt der Satz in den Evangelien wieder. Es ist das Anblicken Dessen, der ins Herz schaut, weil Er, wie es anderswo heißt, „weiß, was im Menschen ist“. Aber auch das Anblicken der Liebe; denken wir an die Begegnung mit dem reichen Jüngling. Und der Blick des Herrn, der Macht hat. Er blickt an und benennt. Seinem Ursinn nach ist ja der Name nicht nur eine Bezeichnung, unter der man etwas einordnet, sondern er spricht das Wesen aus – jenes, das schon ist, oder jenes, das zugewiesen wird. Es wird noch manches darüber zu sagen sein, was das heißt, daß Simon vom Herrn „der Felsenmann“ genannt worden ist.

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