Romano Guardini Online Konkordanz
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hoffe ich, daß sich etwas Nützliches sagen läßt; brauche freilich nicht besonders zu betonen, daß es weder erschöpfend noch endgültig sein soll, sondern ein Beitrag zu Fragen, die Viele empfinden.

Die Idee der Volkshochschule gestern
Zum Verständnis der heutigen Situation geht man wohl am besten von der Frage aus, was die Volkshochschule ursprünglich gewollt, und wie sie sich seitdem entwickelt hat.
Lassen Sie mich mit einer Erinnerung beginnen. Nachdem das nationalsozialistische Kultusministerium meinen Lehrstuhl an der Berliner Universität aufgehoben hatte, lebte ich in dem schwäbischen Dorf Mooshausen, nicht weit von Memmingen. Da tauchte im Herbst 1945, nachdem der Krieg zu Ende gegangen war, auf einem ziemlich ramponierten Motorrad ein junger Mann auf und wünschte mich zu sprechen. Es war Otto Aicher; vielen bekannt von der Ulmer »Hochschule für Gestaltung« her, die er zusammen mit einem Kreis von Freunden ins Leben gerufen, und die eine so fruchtbare Entwicklung genommen hat. Nach kurzer Vorstellung erklärte er: »Herr Professor, es muß was geschehen!«
Über das »Daß« brauchten wir nicht zu diskutieren; über das »Was« im Grunde auch nicht; Frage war nur das »Wie«. Wir begannen mit einzelnen Vorträgen, aus denen dann, durch die Tatkraft des damaligen Ulmer Oberbürgermeisters Scholl unterstützt, die dortige Volkshochschule heraufwuchs. Worum es in ihr ging, wird am besten deutlich, wenn ich sage, daß der erste, von mir in der Ulmer Martin-Luther-Kirche gehaltene Vortrag zum Thema hatte: »Die Wahrheit«. Als Illustration für die Stimmung, die damals überhaupt herrschte, darf ich vielleicht noch hinzufügen, daß, als ich im gleichen Herbst einen Ruf an die Universität Tübingen

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