Romano Guardini Online Konkordanz
Treffernummer:

 < Seite 32> 


sein Blut, und er tötet den Ägypter. Nun ist er im Schicksal seines Volkes.
Moses war ein scheuer Mensch. Heiß, empfindend, selbstlos, aber kein kühn Unternehmender, noch weniger ein Draufgänger. Den größten Dingen offen, aber zugleich innerlich gehemmt. Das bestimmt sein Wesen und Schicksal.
Am nächsten Tage kommt er wieder, und sieht zwei seiner Stammesgenossen im Streit. Er greift ein: Warum schlägst du deinen Bruder? Da fragt der zurück: Willst du auch mich erschlagen, wie du es mit dem Ägypter gemacht hast? ... Seine Tat ist also bekannt geworden - und die Männer seines Volkes, für das er eingestanden war, wenden sich gegen ihn. Auch das gehört zu seinem Schicksal.
Er erschrickt und flieht außer Landes nach Midian. An einem Brunnen setzt er sich nieder. Wie die Hirten kommen, ihre Herde zu tränken, sind die Töchter des Priesters Jetro mit dabei. Die Mädchen werden von den Männern zur Seite gedrängt. Da greift Moses ein, schützt die Schwachen, tränkt ihre Tiere, und wie sie ihn einladen, wird er Gast ihres Vaters. Der gewinnt Vertrauen zu Moses und gibt ihm seine Tochter Sippora zum Weibe. So lebt er eine Zeitlang als Fremdling im Lande der Midianiter und weidet die Herden seines Schwiegervaters.
Einmal treibt er sie nach der Wüste und kommt auf den Gottesberg Horeb. Da sieht er vor sich einen Dornbusch »im Feuer brennen, aber er wird nicht verbrannt.« Wie er nahe kommt, ruft ihn die Stimme des Herrn an und fordert, daß er Sein Volk aus dem Frondienst Ägyptens hinausführe. Er nennt ihm Seinen heiligen Namen [Ex 3,14] und bestellt ihn zum Wahrer und Vollstrecker des Bundes, den Er, Gott, mit den Urvätern geschlossen. Moses wehrt sich. Er scheut sich. Er weiß, man wird ihm widerstehen. Da gibt Gott ein Zeichen, das Ihn bezeugen soll'. Moses aber sträubt sich weiter, verzweifelt. Er fürchtet die schreckliche Last. Er hat eine schwere Zunge; kann nicht reden. Da stellt ihm Gott seinen Bruder Aaron zur Seite; der wird für ihn sprechen. So beugt Moses sich und gehorcht [4,14-16. 29-30].

 < Seite 32>