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für die Reinhaltung, Verstärkung, Erweiterung der innern Quelle zu sorgen. Wo wirklich die Kirche lebendig betet, da bricht nach allen Seiten hin überirdische Helligkeit, tätiger Friede, Lebens- und Menschenkenntnis, wahre Menschenliebe hervor. Unser Beten entscheidet den Kampf unseres Lebens. Wer gut betet, der erfaßt erst das ganze Leben in seiner Weite und Tiefe, findet das Gleichgewicht zwischen dem Endlichen und Unendlichen. Beten heißt, den geschaffenen Willen verankern in dem Willen Gottes. Das Gebet des Christen findet schon im Beten selbst eine unendliche Erfüllung durch den Anschluß an den ewig verwirklichten, frei wirkenden Willen Gottes. Beten ist das letzte Wort des suchenden Menschen. Da hört der Menschenweg auf, der Menschenwille wird berührt vom Gotteswillen, unter Schauern und Schrecken, unter lösendem friedlichem Trost und freimachender Kräftigung. Anbetend nur finden wir Heilung und Heiligung. Das Gebet der Kirche stellt beständige Verbindung mit der Ewigkeit her. Ewige Wahrheit erfaßt uns da unwiderstehlich, macht uns echt und würdig, ewig zu sein und zu handeln, ewig das wahre Gut zu schauen und zu genießen. Teilhaben an der anbetenden Liebe der Kirche, Christi Braut, macht rein und stark. Unsere Zeit, die den Rationalismus überwunden hat, die der Mystik entgegenstrebt, ist mehr als die jüngste Vergangenheit vom Wunsche beseelt, Gott näherzukommen. Auch das Arbeitsfieber, das die Menschheit ergriffen hat, das einen Ersatz für die Religion bieten möchte, vermag die mystische Sehnsucht der Seele nicht zu ersticken. Zu gewaltig, zu allgemein ist der Schrei: Hin zu Gott! Aber wo ist der Weg? Das Individuum, durch Renaissance und Liberalismus großgezogen, hat sich wirklich ausgelebt. Es sieht ein, daß es nur im Anschluß an eine ganz objektive Institution zur Persönlichkeit reifen kann. Es verlangt nach der Gemeinschaft. Das Zeitalter des Sozialismus kennt zwar Gemeinschaften, aber nur solche, die eine Anhäufung von Atomen, von Individuen | ||
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