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Gott her denken zu können, und das wird uns erst in der Ewigkeit geschenkt. Hier, auf Erden, bleibt die Frage immer offen: Warum Er, der doch alles ist, alles vermag, alles Reichtums seliger Herr ist - warum Er »Welt« geschaffen hat? Sie, die wohl gewaltig ist, unausmeßbar für unseren Geist, aber doch immer und durchaus endlich? Er bedarf ihrer doch nicht! Was nützt sie Ihm? Was tut Er mit ihr? Vielleicht ahnen wir bei solchen Erwägungen so etwas wie die Wurzeln göttlicher Geduld. Denn Gott hat die Welt nicht nur geschaffen, sondern Er hält und trägt sie. Er wird ihrer nicht überdrüssig. Er gibt einen Mythos, der uns die Augen öffnen kann - denn das können die Mythen. In ihnen ist viel Wahrheit, freilich zweideutig geworden, so daß, wer sie vernimmt, immer in Gefahr steht, sie entweder gering zu achten, oder ihr zu verfallen. Ein indischer Mythos also erzählt von Shiwa, dem Allgestalter: Er schaffe in einem Sturm des Entzückens die Welt; dann aber werde er ihrer überdrüssig, trete sie in Scherben und bringe eine neue hervor. Mit der gehe es ebenso, und Hervorbringen und Zerstören setzten sich immer weiter fort. Wie eindringlich redet das Bild dieses Numens der Ungeduld! Es bringt uns zu Bewußtsein, wie anders der wirkliche Gott zur Welt steht. Er schafft sie - warum, ist unergründlich. Trotz ihrer von keinem menschlichen Geiste zu erdenkenden Fülle an Kräften und Gestalten ist sie endlich, gemessen und begrenzt durchaus. Sie »genügt« also für Gott selbst nicht, kann seinem ewigen Anspruch nie genügen. Dennoch wird Er ihrer nicht überdrüssig. Das ist die erste Geduld: daß Gott die Welt nicht wegwirft, sondern sie im Sein hält, sie in Ehren hält; ihr, wenn man so sagen darf, die Treue hält, für immer. In dieser Welt ist ein Wesen, das Bewußtsein hat, Innerlichkeit, Geist und Herz, der Mensch. Ihm hat Gott seine Welt anvertraut, damit sie nicht nur da sei, sondern erlebt werde. | ||
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