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auf natürliche Gegebenheiten stützen will. Die Absicht scheint theoretisch realisierbar; in Wirklichkeit bedeutet sie eine Einschränkung des Phänomens, denn die Offenbarung ist eine Tatsache, auch wenn der einzelne Mensch sich negativ zu ihr stellt. Unser Dasein ist ein für allemal jener Zusammenhang von Personen und Dingen, Geschehnissen und Ordnungen, in welchem das Faktum der Offenbarung steht, und die Ethik kann nicht tun, als ob es dieses Faktum nicht gäbe. Auch ist das Leben des westlichen Menschen überall durch die Offenbarung beeinflußt, sodaß es jenes rein natürliche Bewußtsein, das jener philosophische Versuch voraussetzt, für ihn überhaupt nicht gibt. Ja es wird sich zeigen, daß schon die Elemente des Ethischen eine Beziehung zum Religiösen im allgemeinen Sinne, ja sogar zum Spezifisch-Offenbarungsmäßigen haben. Dann aber erhebt sich die Frage, was die Offenbarung selbst für das sittliche Leben bedeute; wie das Ethos des an sie glaubenden und von ihr her lebenden Menschen geartet und welches sein Inhalt sei. In einem ersten Teil sprechen wir also von der "natürlichen" Ethik, das heißt jenen Phänomenen, die sich aus dem unmittelbaren sittlichen Bewußtsein, aus dem in der Erfahrung anzutreffenden Wesen des Menschen, aus seinen Beziehungen zum anderen Menschen ergeben. Ein zweiter Teil wird sich der Offenbarung zuwenden und das Problem der christlichen Ethik im engeren Sinne stellen. | ||
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