Romano Guardini Online Konkordanz
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geht nach Rom. Die Verhältnisse sind aber auch da nicht günstig; so siedelt er nach Mailand über und hat nun Erfolg. Welcher Drang ihn treibt, sehen wir aus einer Bemerkung der Bekenntnisse, die sagt, er habe sich überanstrengt und dadurch einen Schaden an der Lunge erlitten (IX 2, 4). Durch alles das geht aber der Kampf um die Wahrheit weiter und gipfelt schließlich in der großen Entscheidung, von der die Confessiones im achten Buch berichten: Er erkennt die Gültigkeit der christlichen Botschaft, glaubt und empfängt die Taufe. Das ist ein erster Abschluß: Augustinus hat festen Stand gewonnen.
In seinem schönen Buch Augustinus der Seelsorger macht F. van der Meer darauf aufmerksam, wie das Interesse für Augustins Leben in der Regel an diesem Punkt erlischt. Die Einen sagen: Der ruhelose Sucher ist zum Glauben durchgedrungen; fortan lebt er als gläubiger Christ; damit ist alles in seine Ordnung gekommen ... Die Anderen sagen: Der Kämpfer ist zu einem Gehorsamen geworden, und also nicht mehr interessant. Als jene Entscheidung fiel, war Augustinus aber dreiunddreißig, und als er starb, vierundsiebzig Jahre alt. Der größte Teil seines Lebens liegt also nach ihr, einundvierzig Jahre. Was geschah während dieser Zeit? Sollte es nicht wichtig sein, danach zu fragen, wenn der, der sie lebte, Augustinus heißt?
Um die Frage in ihrer ganzen Eindringlichkeit zu empfinden, wollen wir uns einen Text ansehen, der im siebenten Buch der Confessiones steht. Er soll uns deutlich machen, von welchem Rang dieser Mann war.
Zuvor aber eine Bemerkung. Unter den theoretischen Schwierigkeiten, die sich Augustinus bei seinem Suchen nach Gott entgegenstellten, war die größte, daß es ihm nicht gelang, den Geist als Wirklichkeit zu denken. Vielleicht wundern wir uns, da wir doch den Begriff so unbedenklich zu handhaben pflegen; ob wir ihn aber auch wirklich vollziehen? Nicht nur mit ihm etwas meinen, sondern das Gemeinte auch innerlich sehen und durchführen? Ob wir nicht Geist mit Logik verwechseln? Mit Abstraktion? Oder, auf dem Gegenpol der Bedeutungen,

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