Romano Guardini Online Konkordanz
Treffernummer:

 < Seite 79> 


Wo kam diese überirdische Güte her?
Und keine Unruhe, kein Schwanken war in seinem Herzen; in allem Leid keine Ungeduld, sondern ein tiefer Friede.
Woher kam dieser Friede in sein Herz?

2.
Wer den Herrn, ohne ihn weiter zu kennen, etwa auf den Straßen des hl. Landes gesehen hätte, der hätte diese Frage nicht beantworten können. Er war in allem uns gleich, und nichts Außerordentliches war an ihm zu bemerken.
Aber eines Tages rief er seine liebsten Jünger zu sich und ging mit ihnen landeinwärts; stieg einen Hohen Berg hinan, in die stille Einsamkeit, fern von allen neugierigen Blicken, fern vom Lärm der Straßen. Und wie sie droben waren und beteten, da begann aus Jesu Antlitz, aus seiner ganzen Gestalt ein überirdisches Licht hervorzubrechen, immer leuchtender, bis sein Antlitz strahlte wie die Sonne am klaren Himmel, und sein Gewand wie der Schnee ward, wenn er im Sonnenlicht blendend daliegt. Und Moses und Elias, die Gewaltigsten der vergangenen Zeiten, erschienen und sprachen mit ihm in tiefer Ehrfurcht.
Hier ist die Antwort auf unsere Fragen.

3.
Jesus war kein bloßer Mensch. Gott, die zweite Person der allerh. Dreieinigkeit, war eins mit seiner hl. Menschheit. So wohnte in seiner Seele die Fülle der Gottheit; die Fülle göttlichen Lichtes und göttlicher Kraft war in ihr. Heute, am Tag der Verklärung, haben wir dies göttliche Leben aus seiner Verborgenheit hervorstrahlen sehen; und das ist die Kraft, in der der Heiland seinen schweren Weg gegangen ist. Er war Gott, und Gott war in seiner Seele. - Das nahm ihm die Leiden des Leibes nicht weg. Seine Glieder wurden müd unter der schweren Arbeit; Hunger und Durst haben ihn gequält; das Kreuz hat ihn gedrückt, und in bitterer Not ist er gestorben.
Aber in seiner Seele war Gottes Kraft; die ließ ihn alles ­er­tragen, mit ungebrochenem Starkmut, mit unüberwindlicher Geduld. -
Daß seine hl. Menschheit eins war mit der Person des Sohnes Gottes, das machte seine Seele nicht unempfindlich gegen das Leid. Wir wissen, wie es ihn am Grabe des Lazarus durchschauert hat, wie ihn der

 < Seite 79>