Romano Guardini Online Konkordanz
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Das Empyreum bildet den Inbegriff alles Werthaften, Großen, Schönen. Das aber nicht in bloßer Gegenständlichkeit, sondern erlebt, vollzogen: erkannte Wahrheit, geliebter Wert, geschaute Schönheit; Bereich, Wert und Erleben in einem. Der Begriff gehört nicht bloß der astronomischen, ja nicht einmal nur, wie etwa der platonische topos noëtos, der metaphysischen, sondern der ekstatischen Ordnung an.
Das Empyreum ist der »Ort Gottes«. Dabei drückt »Ort« kein bereitstehendes »Wo« aus, »in« dem Gott wäre, sondern Gott wirkt dieses Wo, indem Er darin ist – der geistlichen Innerlichkeit analog, die ja auch keine psychologische Sphäre bedeutet, »in« welcher Gott wäre, so wie etwa das Bewußtsein die Gedanken enthält, sondern ebendadurch entsteht, daß Gott liebend und begnadend im Menschen ist. Gott erzeugt seinen Ort im Menschen; ebenso erzeugt er seinen Ort im Schöpfungsganzen. »Empyreum« meint also jenen Weltbereich, durch welchen das Denken die Beziehung zwischen Gott, dem schlechthin Enthobenen, und der Welt vom Raum her auszudrücken versucht – ebenso wie die mystischen Begriffe der acies mentis oder des »Seelengrundes« jenen anthropologischen Bereich meinen, durch welchen die Beziehung zwischen Gott und dem Menschen vom Geistig-Seelischen her ausgedrückt wird.
Gott ist Wert der Werte, »höchstes Gut«, wobei der Begriff des »Höchsten« nicht komparativ, sondern absolut gemeint ist: für das Gut schlechthin, das in keiner Reihe steht. Und zwar ist Er das in der Form der Selbstmitteilung, das heißt, als Liebe. So schafft Er die Welt und den Menschen, um sich zu schenken.
Darum ist das Wesen der Dinge Liebe. Das Entscheidende in allem Seienden ist die Tatsache, daß es aus der Selbstschenkung Gottes hervorgegangen, Ihm also ähnlich; daß es zu Ihm zurückstrebt, weil es auf die Vollendung in der Gottesteilhabe angelegt ist. Diese Liebe nimmt auf den verschiedenen Stufen des Seins verschiedene Gestalt an. Im Stein ist sie die Gravitation

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