Romano Guardini Online Konkordanz
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Denkens jener Blick vom Standort des Glaubens auf das Ganze möglich sei, wie ihn das Mittelalter mit solcher Zuversicht getan hat. Der Versuch zur Grundlegung der Bildungslehre ist im Jahre 1928 erschienen. Er faßt einige Ergebnisse der theoretischen und praktischen Bildungsarbeit zusammen, die zuerst in Mainz und dann in Rothenfels zu tun war und im engen Zusammenhang mit der pädagogischen Bewegung der Zeit überhaupt stand. Seitdem ist viel Zeit vergangen, und Vieles hat sich verändert. Das pädagogische Problem hat sich vertieft. Die erzieherische Arbeit ist unter die Prüfung ihrer gefährlichsten Kritikerin gekommen, nämlich der Wirklichkeit. Außerdem ist sie seit einigen Jahren in einen Zusammenhang eingeordnet worden, der damals nur erst unbestimmt gesehen und angefaßt wurde, den staatlich-politischen. Die beiden Aufsätze, die sich mit Kierkegaard beschäftigen, stammen aus der Zeit, als seine Gestalt gerade ins allgemeine Bewußtsein trat. Unterdes sind eingehende Untersuchungen erschienen, so daß an eine Behandlung des Kierkegaard-Problems vom katholischen Standpunkt aus ganz andere und neue Forderungen zu stellen wären. Jene Arbeiten endlich, die sich um die Abgrenzung der christlichen Grundphänomene bemühen, bilden den Beginn einer größeren Reihe von Versuchen, die Grundtatsachen des christlichen Daseins in phänomenkritischer Reinheit darzustellen. So wird manches dort Gesagte geändert oder entwickelt werden müssen.
Das bedeutet nicht, daß ich jene Arbeiten fallen ließe. Wenn mein Empfinden mich nicht täuscht, darf ich sie in ihrer inneren Richtung und in ihrer Sicht des Problems aufrecht halten und hoffen, daß sie immer noch zur Auseinandersetzung mit der Frage selbst führen werden.
Auf jeden Fall hoffe ich, daß der Titel, den das Buch trägt, zu Recht besteht. Es handelt sich hier wirklich um die "Unterscheidung des Christlichen". Um einen Beitrag also zu jener Arbeit, die uns die endende Neuzeit hinterlassen hat und die Gegenwart mit immer größerer Gewalt aufzwingt: die christlichen Begriffe von all den An-Ähnlichungen, Abschwächungen

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