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solche Gesinnung sehr bequem ist und zur Passivität führen muß. So wollen wir sofort klarstellen, daß es sich hier um kein schwächliches Über-sich-Ergehenlassen handelt, sondern darum, die Wahrheit zu sehen und sich auf sie zu stellen - natürlich entschlossen, die Arbeit an ihr, und, wo nötig, den Kampf für sie aufzunehmen. Das erst ist auch wirklich menschlich. Ein Tier ist ohne weiteres mit sich selbst einig. Sagen wir richtiger: Für es gibt es die Frage überhaupt nicht. Es ist, wie es ist, in seine Umwelt eingefügt und in ihr aufgehend. Daher der Eindruck der »Natürlichkeit«, den es auf uns macht: daß es ganz so ist, wie es seinem Wesen und den umgebenden Bedingungen nach sein muß. Mit dem Menschen steht es anders. Er geht in dem, was er ist, und was um ihn her ist, nicht auf. Er kann von sich selbst Abstand nehmen und über sich nachdenken; kann sich selbst beurteilen; kann sich über das, was er ist, hinauswünschen in das, was er sein möchte, oder sein sollte - ja er kann sich ins Unmögliche hinaufphantasieren. So entsteht eine Spannung zwischen Sein und Wunsch, die zum Prinzip des Wachstums werden kann, sofern der Strebende sich in seiner Vorstellung ein Bild von sich selbst vorhält, das er dann mit dem, was er wirklich ist, einzuholen sucht. Aus dieser Spannung kann aber auch ein böser Zwiespalt entsehen; eine Flucht vor der eigenen Wirklichkeit; eine Phantasie-Existenz, die an den gegebenen Möglichkeiten wie auch an den drohenden Gefahren vorbeilebt. Das war gemeint, als gesagt wurde, alles wirksame sittliche Streben beginne damit, daß der Ernstgewillte das Dasein annehme, wie es ist. Versuchen wir, zu verstehen, was diese Annahme bedeutet, indem wir uns genauer zu Bewußtsein bringen, was das ist, das wir da annehmen. Das bin vor allem ich selbst. Denn ich bin ja nicht Mensch im | ||
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