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ob alle? Gewiß aber jene, die bisher gewesen - echte Kultur, sei's nun politische oder künstlerische, Gesellschaft oder Philosophie, religiöse Kultur nicht minder, wird von Wenigen getragen. Was aus der Vergangenheit so stark zu uns her spricht, ist von der Aristokratie der kleinen Zahl bestimmt. Es ist wenig, schon dem zahlenmäßigen Bestande nach. Uns scheint immer, aus der Vergangenheit quelle eine Oberfülle an Werk und Leistung. In Wahrheit ist es eine Überfülle an Bedeutung, an Kraft und Vollendung; intensive Fülle. Der Zahl nach ist's gar nicht viel, wenn wir die Zeit bedenken, die daran geschaffen hat. Klein die Zahl von Bildwerk, Bau und Dichtung; klein die Zahl der Gestaltungen von Staat, Religion, Gesellschaft, gemessen etwa an der Masse dessen, was heute hervorgebracht wird. Ich könnte mir denken, daß Berlin allein soviel Bauten enthielte, wie das ganze Griechenland. Athen, für uns ein Bild unerhörter Fülle, war eine mittelgroße Stadt. Wieviel Bücher sind im ganzen Laufe der griechischen und römischen Geschichte wohl geschrieben worden? Wieviel literarische Werke hat uns das Mittelalter hinterlassen? Ja selbst die klassische Zeit der neueren Dichtung? Die Zahl wird klein, wenn wir damit vergleichen, was allein in Deutschland im Laufe eines Jahres hervorgebracht wird. Wenige Werke also; so konnte die Kraft sich sammeln. Die Kraft des Volkes, meine ich. Denn ich glaube nicht, daß ein Volk von zwei Millionen doppelt so viel schaffende Kraft habe, wie das von einer. Mechanisch addierbare vielleicht; lebendig-schöpferische nicht. Zahlenmäßiges Wachstum mehrt nicht in gleichem Maße die Tiefe des Schaffens. Vielleicht die Kräfte der Leistung, die gemessen werden kann, nicht die Schöpfung. Die kleinen Völker im Altertum und Mittelalter hatten gesammeltere schaffende Kraft als die großen der neuen Zeit. Es gibt Energie des Einzelnen als solchen; und gibt Energie der Ganzheiten als solcher. Hat ein | ||
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