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Miteinander, worin sich doch das Eigentliche der menschlichen Beziehungen verwirklicht, kommt nicht zu Stande. Natürlich hat das vielbedürfende Leben seine Rechte. Eine große Zahl der menschlichen Beziehungen ist auf Abhängigkeiten und Zwecken aufgebaut; so ist es nicht nur richtig, sondern einfachhin notwendig, daß wir in ihnen zu erreichen suchen, was wir brauchen, und uns dessen auch bewußt seien. Es gibt aber auch andere, und nicht wenige, die auf der offenen Begegnung von Mensch zu Mensch ruhen. Wenn hier Zweck und Absicht die Haltung bestimmen, dann verschließt und verfälscht sich alles. Überall da, wo sich die wesentlichen Beziehungen des Ich und Du verwirklichen sollen, müssen die Absichten zurücktreten. Der Eine muß den Anderen in ihm selbst sehen, einfach mit ihm sein und mit ihm leben. Er muß in die Situation eintreten, wie sie aus ihrem Sinn heraus es verlangt: in ein Gespräch, in eine Zusammenarbeit, eine Fröhlichkeit, ins Durchstehen eines Schicksals, einer Gefahr, einer Trauer ... Nur aus ihr heraus wird das Menschlich-Große möglich: die wirkliche Freundschaft, die echte Liebe, die klare Kameradschaft im Werk, die saubere Hilfe in der Not. Wenn aber die Absichten darin herrschend werden, verkümmert alles. Ein Mensch, der die Absichten läßt, wo sie hingehören, bekommt Macht über die Anderen; freilich Macht eigener Art. Wir nähern uns dem alten Weisheitsgedanken, von dem zu Eingang die Rede war. Je mehr man zu erreichen sucht, desto fester schließt der Andere sich zusammen und wehrt ab. Je deutlicher er aber das Gefühl bekommt, daß man ihn zu nichts treiben, sondern nur mit ihm sein und leben; daß man nichts von ihm erreichen, nur der Sache dienen will, um die es sich handelt, desto rascher läßt er die Abwehr fallen und öffnet sich dem, was aus der Persönlichkeit hinauswirkt. Die Kraft der Persönlichkeit selbst wird um so stärker, je weniger Absichten am Werk sind. Sie ist etwas ganz anderes | ||
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