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der Erdenraum überhaupt, der Himmel mit seinen Gestirnen, das All in seiner Unabsehlichkeit. Welt ist ferner der Mensch; ich selbst; mein eigenes Volk, die anderen Völker, die mich Umgebenden; die Menschheit in ihrer Erstreckung über die Erde und durch den Gang der Zeiten hin. In alledem gibt es genug, was überwunden und besiegt werden muß: die Trägheit des Stoffes durch die Kraft der gestaltenden Hand; die Dunkelheit des Unbegriffenen durch den forschenden Geist; die Gefahren, welche dem Menschen von der Natur drohen, durch Vorsicht und Geschicklichkeit; wilde Tiere, feindliche Menschen, Krankheit und Not durch Kampf, Arbeit, Klugheit und Erfahrung. Das alles ist aber eine Überwindung, welche sich auf Schwierigkeiten und Gegner innerhalb der Welt richtet, nicht auf »die Welt« selbst. Es ist ein Sieg, den das Dasein fordert, weil der Mensch sonst nicht bestehen kann; den man aber nicht in der Weise mit dem Glauben verbinden darf, wie es das Wort des Apostels tut. Der Glaube hilft, diesen Kampf vor Gott tapfer zu führen; in Redlichkeit zu siegen oder in Ehren zu unterliegen. Nicht aber kann man sagen, der Glaube hänge vom Ausgang dieses Kampfes ab; ja er sei geradezu der in ihm errungene Sieg. Der Sieg, von dem das Apostelwort spricht, soll ja »die Welt« überwinden, als den Feind einfachhin. Die Welt aber, wie wir sie bisher verstanden haben, ist nicht Feind in diesem Sinne. Was ist, hat Gott geschaffen, und die Schrift sagt: »Gott blickte auf alles, was er geschaffen hatte, und siehe, es war sehr gut.« (Gen 1,31) Er hat die Schöpfung dem Menschen in die Hand gegeben, daß er in ihr lebe, arbeite und sein Werk gestalte; nicht, daß er sie als einen Feind ansehe und kämpfend überwinde. Dann aber meint »Welt« im Sprachgebrauch der Schrift noch etwas anderes, nämlich die Menschen, die Dinge und was immer ist, jedoch ohne Gott und wider Gott. Welt bedeutet dann, daß der Mensch sich in Ungehorsam und Empörung sein eigenes Reich baut; Besitz und Umgebung, Land und Meer, Erde und Himmel gleichsam um sich sammelt und das Ganze wider Gott stellt. Das hat der erste Mensch getan, als er | ||
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