Romano Guardini Online Konkordanz
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werden, dann mußt du dich von den Voraussetzungen lösen, aus denen du bisher gelebt, das Dasein verstanden und dich bemüht hast, seinen Sinn zu verwirklichen. Das gilt für jeden, der Offenbarung entgegennehmen und ihr gerecht werden will, wie spät auch seine Begegnung mit ihr im Gang der Geschichte sich vollziehen mag.
Wenn wir sehen, wie in unserer Zeit Sinn und Macht der Offenbarung und des Glaubens sich verdünnen, dann müssen wir sagen: die Menschen ziehen immer seltener „aus Heimat, Verwandtschaft und Haus“. Sie halten sich an den Maßstäben, Erlebnisformen und Ordnungen fest, in welchen sie von ihrer Natur her stehen; sie tragen das unmittelbare Verständnis von Mensch und Ding an die Offenbarung heran. Was sich aber in dieser an uns wendet, ist der Dreieinige Gott, der Mensch gewordene Sohn, die Kirche, die Heilsgeschichte nach Anfang und Ende, Schöpfung und Gericht - alles das, die Ordnung und Maßgestalt des gültigen Lebens - das Verhältnis zur Welt, zu den Dingen, zur Natur, zur Kultur - kurzum das Dasein ist anders als in „Ur-in-Chaldäa“. Der moderne Mensch scheidet aber alles das aus, was sich nicht ins Unmittelbar-Natürliche einordnen läßt. Wo immer sich das Wort Gottes als das Wort des Ewigen, Heiligen und Unbegreiflichen kund tut, wird es in Frage gestellt. Der Glaube soll „kritisch“ sein. Der Gott, der zu Abraham, Moses und den Propheten, der in Jesus gesprochen hat, wird nur als ein Element des allgemein-religiösen Erlebens gesehen.
Im zweiten Buch der Heiligen Schrift, „Exodus“, geschieht in der Einsamkeit des Horeb, vom brennenden Dornbusch her, die alles Spätere grundlegende Offenbarung. Moses spricht zu Dem, der ihm den Auszug aus Ägypten befiehlt: „Sieh, wenn ich nun zu den Israeliten komme und ihnen sage: , und wenn sie mich fragen: - was soll ich ihnen dann antworten? Gott sprach zu Mose: . Und Er fuhr fort: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der hat mich zu euch gesandt“ (Ex 3,13-14). In den Worten ist, wie in einem Brennpunkt, gesammelt, was später in den Namen „Jahwe“, „Kyrios“, „Dominus“, „Herr“ - ja was aus Ehrfurcht überhaupt in keinen Namen mehr gefaßt wird. Diese

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