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bestimmt und so starken Wesens, daß er vom Exil nicht herabgezogen wird, sondern in der Heimlosigkeit sein ungeheures Werk aufbaut. Damit würde zweifellos die Grundlage von Dantes Selbstbewußtsein getroffen. Er hat gewußt, daß seine Existenz unter dem Gesetz jener Werte stand, die für die Vielen unerreichbar bleiben. Diese Elemente seines Bildes sollen aber als bekannt vorausgesetzt sein. Worum es hier gehen soll, sind einige andere, die nicht ohne weiteres zu Tage liegen, aber für das Verständnis von Dantes Persönlichkeit wichtig scheinen. Historische Artung und persönliches Schicksal 1. Seiner menschlich-geschichtlichen Struktur nach ist Dante bereits ein Mensch der Renaissance. Das zeigt schon die Bedeutung, die das Ich in seiner Dichtung hat. Es bildet nicht nur das unentbehrliche Subjekt des Berichts, er selbst, Dante Alighieri, ist es, der sieht und hört und erlebt. Was ihm begegnet, geht ihn an. Der Leser soll nicht nur hören, was Wunderbares sich auf der geheimnisvollen Fahrt zugetragen hat, sondern ernst nehmen, was Dante darüber denkt. Zu Beginn des zweiten Gesanges heißt es: "Der Tag nahm Abschied, und die dunkle Luft entließ, was lebt auf Erden, aus seinem Mühn. Doch ich, einzig allein, rüstete mich, den Kampf des Weges und des Mitleids zu bestehn." (I 2,15) *1 Hier wird ein Ton deutlich, der durch das ganze Werk geht. Das ist nicht mehr Mittelalter. Dieser Mann war von elementarem Bedürfnis nach politischer Wirksamkeit erfüllt. Er gehörte zur regierenden Schicht seiner *1 Übersetzung vom Verfasser. | ||
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