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II. Damit das geschehe, wollen wir uns aber zuerst einen Hintergrund schaffen, indem wir fragen, was wohl der Mensch aus Eigenem über die Entstehung der Welt zu sagen wisse? Immer haben ja die Menschen darüber nachgedacht, wie die Welt geworden sei; warum sie sei, wie sie ist; worin ihr letzter Sinn liege. Auf diese Fragen sind denn auch viele Antworten gegeben worden; sieht man aber genauer zu, dann merkt man, daß ihre Mannigfaltigkeit sich auf wenige Grundformen zurückführen läßt. Da ist vor allem die Antwort des Mythos; das, was aus Sagen und Weisheitsworten früher Zeit zu uns spricht. In mannigfachen Abwandlungen finden wir da folgenden Gedanken: Im Anfang gab es etwas, das schwer auszudrücken ist. Es hatte nicht Gestalt noch Ordnung, nicht Zweck noch Tätigkeit. Es war ein formloses Brauen, von unendlichen Möglichkeiten gefüllt: das Chaos. Dieses Erste wird in mancherlei Gestalten gesehen: als Urmeer; oder als ungeheures Lebewesen, dessen Übermaß macht, daß man es gar nicht richtig zu Gesicht bekommt, und wie noch sonst. Dann aber kommt ein übermenschliches Wesen, faßt das Chaos und formt es. Es macht aus ihm die Wölbung des Himmels, die Feste der Erde, die Berge, die Bäume, die Tiere und den Menschen. Diese Mythen enthalten tiefen Sinn. In der Unmittelbarkeit ihrer Bilder, in der Mächtigkeit ihrer Vorstellungen machen sie den Eindruck einer geheimnisvollen Größe, die noch durch keine Kultur verfeinert ist. Was sagen sie aber im Letzten? Sprechen sie von einem wirklichen Schaffen? Offenbar nicht, sondern nur von einem Formen und Ordnen. Denn das Chaos gibt es von Anfang an, das heißt, von jeher; dann greift eine göttliche Energie zu und gestaltet aus ihm die Dinge. Und das Chaos ist immer weiter da. Es lauert unter den Gestaltungen und sucht sie in sich zurückzuschlingen. Manche Mythen sprechen denn auch ausdrücklich davon, daß es einst wieder durchbricht: | ||
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