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Darauf ist die Antwort nicht so einfach zu geben. Das Wesen bleibt sich gleich, denn worin könnte das Geheimnisvoll-Mächtige sonst bestehen, das der Christ im Heiligen verehrt, wenn nicht in der Vollendung der Liebe? Im Gang der Geschichte ändert sich aber die Weise, wie er sich diese Vollendung vorstellt. Der Heilige im Neuen Testament Wenn wir den großen Zeugen des frühesten christlichen Lebens, den Apostel Paulus, daraufhin befragen, bekommen wir eine eigentümliche Antwort. Im zweiten Brief an die Korinther zum Beispiel lautet die Anrede. »Paulus, Apostel Christi Jesu durch Gottes Willen, und der Bruder Timotheus, an die Gemeinde von Korinth wie auch an alle Heiligen in ganz Achaia.« Am Schluß aber heißt es: »Es grüßen euch alle Heiligen« - ergänze, des Landes, aus welchem der Apostel schreibt, nämlich Makedonien. Wer sind diese Heiligen? Offenbar die Christen einfachhin; jene, welche die Frohe Botschaft angenommen, den Glauben bekannt haben und durch die Taufe zu neuem Leben wiedergeboren sind. Eine andere Vorstellung also, als sie uns vertraut ist. Wenn wir das Wort sprechen, denken wir an die großen Einzelnen der Christlichkeit, deren ernste Gestalten in unseren Kirchen stehen; hier sind es Menschen, die in Korinth und Thessalonike und Ephesus und wo sonst ihr Leben führen; glauben und hoffen, sich mit ihrer Gebrechlichkeit plagen und an Religiös-Außerordentlichem kaum viel aufzuweisen haben. Worin besteht denn hier jenes Besondere, das der Begriff des Heiligen doch offenkundig meint? Zuerst müssen wir uns klarmachen, daß in der Frühzeit Christ zu werden und als Christ zu leben, in sich schon etwas Außergewöhnliches war. Wer sich dazu entschloß, löste sich aus dem Zusammenhang seines bisherigen Daseins heraus. Er | ||
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