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ernsthafte politische Realitäten im Letzten nur Gewalt und List galten. Und: Daß wir die Möglichkeit versäumt haben, uns wieder aufzurichten; ja einen tiefen "Sieg" auf einer ganz anderen Ebene zu erringen, als dort, wo er verspielt war. - Das ist deswegen geschehen, weil für uns weithin nur Gewalt und List als reale politische Kräfte galten. Gewiß, es gibt eine ideologische Politik. Ein politisches Handeln aus solchen ethischen Haltungen, und ein Einsetzen solcher Gefühle, die man als wirklich unsachlich empfindet; demgegenüber es immer befreiend wirkt, wenn wieder klare Machtrechnung zu Worte kommt. Doch gibt es auch eine Politik, welche die äußeren Realitäten sieht, zugleich aber auch die geistigen. Ich maße mir kein politisches Urteil an. Aber mich dünkt, eine entscheidende Frage zukünftiger Politik sei, zumal für uns, diese: Werden wir ganz nüchtern rechnen lernen, ohne jegliche Illusion die wirtschaftlichen, bevölkerungsmäßigen, militärischen Verhältnisse einschätzen, zugleich aber den Geist als Wirklichkeit erkennen? Werden wir den ganz subalternen Stand überwinden, für den wirklich nur ist, was man greifen und wiegen kann, was "knallt" und "sticht", was "Getreide abschneidet" und Stickstoffeinfuhr hemmt? Sehen, daß eine lebendige Idee zum mindesten ebenso wirklich und wirksam ist, wie ein Granateneinschlag? Werden wir die politische, die realpolitische Bedeutung des Geistigen sehen lernen? Der Wahrheit? Der Gerechtigkeit? Der sittlichen Haltung? Des Charakters und der vornehmen Gesinnung? Und dies nicht nur als ein Luxus, den man sich leistet, nachher, wenn die nötigen Finanzabkommen getroffen, Kanonen und Flugapparate bereit, und die militärischen Geheimverträge gesichert sind; nicht als eine Verzierung des Eigentlichen, sondern als wesenhafter, ja als entscheidender Faktor in der politischen Gesamtrechnung? Nicht als ein ideologisches Verlassen der sicheren Wirklichkeit, das die Rechnung gefährdet, sondern als wichtigstes Stück ebendieser Rechnung? Das ist die einzige Politik, die in Zukunft wird arbeiten können. Nicht etwa deshalb, weil die Welt besser würde und mehr Moral bekäme! Aber die Erde wird allmählich | ||
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