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Da wird von dem ernsten Propst der "Pomposa" berichtet, bei Modena. Von dem großen Historiker, der die "Antiquitates Italicae Medii Aevi" geschaffen, über die "Rerum Italicarum Scriptores" geschrieben, und dessen Name in der Theologie berühmt wurde durch das "Muratorische Fragment", einen Text aus dem zweiten Jahrhundert über den Kanon der heiligen Schriften. Lodovico Antonio Muratori, so hieß er, er liebte die Puppen sehr. Wenn er tagsüber in den schweren Folianten der Bibliothek gegraben und Zusammenhänge lang versunkener Geschichte wieder aus dem Dunkel heraufgehoben hatte, dann pflegte er am späten Nachmittage vor einem Puppentheater Halt zu machen, das sich an seinem Heimweg befand. Und dort, unter dem quecksilbrigen Haufen der Kinder und dem unermüdlichen Geschwätz der Fraubasen und Nachbarinnen stand er, ein wohlbekannter Gast, dem man respektvoll Platz machte, und schaute und studierte wieder. Anders freilich, als vorher in seinen Texten und Manuskripten, aber vielleicht noch viel gesammelter, noch viel tiefer! Und aus den geschwinden Worten und Widerworten, aus all den naseweisen und törichten und frechen und ernsthaften Reden der bunten kleinen Schauspieler, aus ihren so seltsam einfachen, dabei so eindringlichen Gebärden, aus den geräuschvollen Katastrophen, in denen die Handlung zu endigen pflegte, sprach ihm die geheimnisvolle, allezeit gleiche Psychologie der Menschenseele. Die sich in all den Pantalons offenbart - ich setze die Namen der verschiedenen Gestalten her, darein sich im italienischen Puppentheater unser Kasperle und Hänneschen auseinander gefaltet haben: dem Brighella, Fra Canapa, Arlechino und Barciacola, "der ißt und trinkt und schläft und immer schwätzt." Er studierte die feierliche Moral all dieser Holzköpfe, ihre Schliche, ihre Heimtückereien, ihren Übermut, ihre verrückten Einfälle. Gespannt hörte er, und schaute, und lacht aus vollem Herzen. Und wenn er sich an kräftigen Späßen, an spitzzüngigen Worten, an graziösen Sprüngen und vielbedeutenden Lächerlichkeiten erheitert hatte, unter dem Gezappel und Gezwitscher der Kinder und der nie endenden Unterhaltung der Fraubasen
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