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mußte doch heißen: Die ewige Quelle!) "zum Erhabensten was je in deutscher Sprache erklungen ist." Ich kann nicht zustimmen. Fast in jeder Strophe werden dem Reim zarte Feinheiten des Inhalts geopfert, die ohne diesen durchaus hätten erfaßt werden können. Und Rhythmus und Reim, die im Spanischen klingen, und funkeln, ohne dem Gewicht des Inhalts zu schaden, geben dem deutschen einen bedenklich formalistischen Ton. Bedeutet nicht jeder Rhythmus in einer Sprache etwas anderes, als in der anderen? Wenn Rhythmus überhaupt Form, die Weise ist, wie sich aus dem lebendigen Stoff der betreffenden Sprache der gesagte Inhalt seinen notwendigen Sprachleib schafft; dann ist die Aufgabe, eine Dichtung inhalt- und zugleich formtreu aus dem Geiste einer anderen Sprache umzugebären, meines Erachtens nicht zu lösen, es sei denn für kurze Stücke, und als seltenen Glücksfall. Homer, Dante, Shakespeare sind warnende Beispiele. Mir scheint, die Aufgabe des Übersetzers ist schöpferischer. Er muß das lebendige Ganze der fremden Dichtung schauend, fühlend, ja ganz spürend in das schwingende Zentrum des eigenen Seins hineinnehmen, dorthin, wo Sein zur Sprache wird, und es diesem Zentrum überlassen können, wie in ihm die Umsetzung erfolgt, aus ihm das neue Gebilde hervorgeht. Oder aber, er muß sich bescheiden, und nur sachlich wiedergeben. Angelus Silesius. Sinnliche Beschreibung der vier letzten Dinge. Eingeleitet durch das Vorwort des Verfassers. (Der Theatinerdrucke zweites Stück; 111 Seiten, in Pappe gebunden 5,50 Mk.). In vier Abteilungen schildert Angelus Silesius den Tod, das Gericht, die Peinen der Verdammten und die Freuden der Seligen. Die ganze Dichtung in Achtzeilern, darin sich je zwei Zeilen reimen. Die Gedichte des heiligen Johannes vom Kreuz, in denen so tiefe Glut gebunden ist in adelige Haltung, müssen Ehrfurcht wecken, selbst bei dem, der ihnen persönlich fremd gegenübersteht. Die Strophen von Angelus Silesius aber - offen gesagt, ich verstehe nicht, wie der sonst so geschmackvolle Verlag dieses | ||
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