Romano Guardini Online Konkordanz
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aber auch in einer eigentümlichen Parallele zu anderen Vorgängen meines Lebens. Wenn ich an meinen Weg zum Beruf und innerhalb des Berufes, oder an die Mannigfaltigkeit meiner Aufenthaltsorte im Lauf der Jahre oder an meine vielen Umzüge denke, so sehe ich immer das gleiche Bild einer Rastlosigkeit, die ihren Grund in tieferen Wurzeln, als in den jeweiligen Anlässen, haben muß ... Und dabei kostete es mich und kostet mich immer noch eine Anstrengung, von etwas fortzugehen, und die Erscheinung des Hängenbleibens ist die immer wieder hervortretende Kehrseite des Wanderns.
Zuerst war ich also Kaplan an St. Ignaz, bei einem lieben Pfarrer, mit dem ich mich vortrefflich verstand. Dann kam ich nach St. Emmeran, von dessen »Rector ecclesiae« ich bereits in anderem Zusammenhang gesagt habe, daß er dazu neigte, sein Verhältnis zum Kaplan mit dem zu einem Dienstboten zu verwechseln. Endlich kam ich nach St. Peter, wo ich die längste Zeit, ich glaube, dreieinhalb Jahre blieb.
Was die seelsorgliche Tätigkeit während dieser Zeit angeht, so ist über das bereits Gesagte hinaus nichts weiter zu bemerken. Doch kam eine Aufgabe hinzu, über die ich in einem anderen Kapitel eingehender sprechen will: ich wurde nämlich beauftragt, die katholische Jugend der Mainzer höheren Schulen zu betreuen, welche in einer Vereinigung mit dem Namen »Juventus« zusammengefaßt war. Diese Aufgabe nahm mich für bestimmte Zeiten in Anspruch und war daher Anlaß zu beständigen Verdrießlichkeiten mit den beiden letzten Chefs, die nicht einsehen konnten, daß ihr Kaplan etwas anderes zu tun habe, als sie ihm auftrugen.

IX.
Wie ich in dem Bericht über meinen Weg zur Professur erzählt habe, bin ich zur Promotion geschickt worden, damit ich später

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