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man vor Ihm nicht stolz dastehen darf. Man möchte die eigene Gestalt niedriger machen, damit sie sich nicht so anmaßend aufrecke - und sieh, schon ist die Hälfte ihrer Höhe geopfert: der Mensch kniet. Und ist es seinem Herzen noch nicht genug, so mag er sich noch beugen dazu. Dann spricht die gesenkte Gestalt: Du bist der große Gott, ich aber bin ein Nichts! Doch nein, das wäre wieder falsch. Ich bin nicht Nichts, sondern „Etwas“, sogar etwas Geheimnisvoll-Großes, aber durch Ihn. Die Menschengestalt spricht: Ich bin Dein Ebenbild, durch Dich gedacht und geliebt und geschaffen, Du mein Ur-Bild! Wenn du die Knie beugst, laß es kein hastig-leeres Geschäft sein. Gib ihm eine Seele. Die Seele des Kniens aber ist, daß auch drinnen das Herz sich in Ehrfurcht vor Gott neige; in jener Ehrfurcht, die nur Gott erwiesen werden kann: daß es anbete. Wenn du in die Kirche kommst, oder sie verläßt, oder am Altar vorbeigehst, und niederkniest, tief, langsam, dann soll dein ganzes Sein sprechen: „Mein großer Gott ...!“ Das ist dann Demut, und ist Wahrheit, und jedesmal wird es deiner Seele gut tun. | ||
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