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Familie, Gemeinde, Staat, Kirche. Denn was ich meine, gilt auch von den sozialen Ordnungen, Vorgängen und Formen. Wohl braucht der Mensch Werkzeuge, Hilfsmittel, in großer Zahl und feinster Zurichtung. Doch sie bleiben stets Unterstützung; sie weiten nur den Wirk- und Aufnahmekreis der natürlichen menschlichen Organe aus; helfen ihnen, ferner und genauer zu sehen, zu hören, zu wirken, zu fassen und zu herrschen. Immer bleibt eine Grenze gewahrt, innerhalb derer noch unmittelbar-lebendige Empfindung möglich ist. Ich kann nicht sagen, wo sie liegt, spüre sie aber. Ich weiß auch nicht, ob es wirklich ein Maßempfinden war, was die Menschen hinderte, jene Grenze zu überschreiten, ein bewußter oder unbewußter Wille, ein letztes Gefühl für Selbstbeschränkung, oder aber einfach technisches Noch-nicht-können. Jedenfalls ist die Grenze da. Ich glaube wohl, hin und wieder gespürt zu haben, wie es nahe daran war, daß sie durchbrochen wurde. So einmal in den Thermen des Caracalla in Rom. Da war mir, als gehörten diese Räume eigentlich in unsere Zeit herüber. Auch die letzte Stufe der Ausdehnung und Organisation des römischen Reiches weckt dies Empfinden. Vielleicht waren die Römer überhaupt daran, jene Grenzen zu sprengen; vielleicht standen sie hart am Mechanischen. Ähnliches habe ich auch in der Peterskirche empfunden. Der Raum wirkt im Letzten unlebendig; vielleicht weil hier das "organische Maß" von Menschen überschritten wurde, die es noch nicht durften. So ließe sich wohl noch manches aufführen. Doch im allgemeinen ist die Grenze gewahrt und macht, daß alles, was die alte Kultur hervorgebracht hat - sie geht aber bis in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts - menschlich bleibt. In ihren Maßen, in ihrer Dynamik, in ihren Verhältnissen ist sie vom Menschen her bestimmt; ohne weiteres und ganz konkret vom Menschen durchseelt, und für ihn durchwohnbar. Sie | ||
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