Romano Guardini Online Konkordanz
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heißt. Man wird geizig mit dem Lebensstrom, und möchte ihn nicht in den Sand laufen lassen. Alles, was ich erreichen konnte, war aber nur eine Vereinfachung.
Wenn ich also an die schöne Art dachte, wie Du Deinen Ehrendoktor bekommen hast, fühlte ich mich gehemmt, Dich zu dieser für mein Gefühl übertriebenen Angelegenheit einzuladen. Ich hätte mich vor Dir geniert.
So war die Sache, und nachdem ich Dir nun alles erzählt habe, fühle ich mich erleichtert.
Wenn Du diesen Brief zur Kenntnis genommen hast, stecke ihn bitte in den Ofen. Da der Frühling noch zögert, wirst Du ja Feuer darin haben. Vergiß es nicht.
Viele Grüße, lieber Josef.
Bleib gesund; und viel Erfolg zu der Bemühung, die uns Älteren auferlegt ist, in all der Verworrenheit und dem Leerlauf unserer Zeit keine Pessimisten zu werden.
Dein
[in der Kopie keine Unterschrift ]

206.
Brief vom 14.08.1954, München.
[Maschinenschriftlich]
Prof. Dr. Romano GuardiniMünchen 27, den 14.8.1954
Merzstr. 2
Lieber Josef!
Ich bin vor 14 Tagen umgezogen.*1180 Dann mußte ich zu einer Tagung nach Rothenfels, aus der ich mit einer etwas unangenehmen Erkältung zurückgekommen bin. Wäre letzteres nicht gewesen, dann würde ich schon abgereist sein. Ich hoffe, das wird nun am nächsten Montag geschehen. Meine Adresse lautet für vier Wochen: bei Herrn Pfarrer i. R. Leopold Wintersteller, Bad Hofgastein (Österreich), Postschließfach 54.

1180 Von der Kunigundenstr. 51 in die Merzstraße 2 in dem Münchner Stadtteil Bogenhausen, die Guardinis letzte Wohnung wurde.

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