Romano Guardini Online Konkordanz
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und sich strecken, weil ihm die Glieder steif wurden, aber hübsch behutsam, und das Gespräch wurde nicht gestört.
So ging es nun nicht weiter. Prof. Hoffmann erlaubte die Übersiedlung in den Saal. Die Sache war weiter bekannt geworden, und es kamen sehr viele. Wir stellten in der rechten hinteren Ecke Bänke ins Geviert, eine Kerze auf den Boden, und nun wars schön! Draußen funkelten die Sterne über dem tiefen Maintal. Der Saal war dämmerig, bald dunkel. So viele wir waren, wir fühlten uns doch eins. Der warme Schein der Kerze hielt den Kreis zusammen und bildete den äußeren Ausdruck für die Stimmung des Geistes und Herzens, die alle band.
Ja, es war eine Gemeinschaft, nicht wahr? Alle eins in der Gesinnung und eins im Schaffen. Oder vermöchte einer zu sagen: »Der Gedanke gehörte mir und dir jener?« Wenn einer etwas Schönes aussprechen konnte, so war ihm das von den fordernden Augen ringsum aus dem Geiste gerufen worden. Jeder Gedanke war die Antwort auf eine Frage. Was der eine sagte, nahm ein anderer auf und führte es weiter. Und noch ist nichts gesagt von jener wunderbaren Macht, die das Beste herausgelockt hat, vom Segen der Stunde.
Und wenn dann endlich ein kurzes Gebet alles schloß, vom Ernst und der Ergriffenheit des Herzens gefordert, dann rundete sich alles und empfing seine letzte Weihe.
O, es war schön! Wie oft kehre ich im Geiste dorthin zurück, und immer stehen jene Abende mir in ihrem starken, warmen Leuchten vor der Seele.
Habt alle Dank, die ihr mitgeholfen!
Worüber gingen unsere Gespräche? Sie begannen mit dem, was uns ja zusammengeführt hatte, der neuen Jugendsache. Erst suchten wir uns darüber klar zu werden, wie wir zu den Freideutschen stehen, und dann kam ganz von selbst eine religiöse Frage nach der anderen. Nichts geplant; was uns wichtig schien, griffen wir auf; und wenn es spät war, und wir fühlten uns mit

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