Romano Guardini Online Konkordanz
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sein Wesen? Darin, in der Erkenntnis, vollendet sich erst, was ich draußen erfahren habe.
Wenn ich etwas tun will, arbeite ich nicht einfach darauf los, sondern überlege: Was ist hier zweckmäßig? Was verlangt die Situation? Ich entscheide mich, und so erst bekomme ich für mein Tun »draußen« Richtung und Ordnung.
Habe ich dann gehandelt, so besinne ich mich wieder und prüfe: War alles in Ordnung? Bin ich dem betreffenden Menschen gerecht geworden? Habe ich meine Pflicht getan?
Das alles ist vereinfachend gesagt. Das »Hinaus« und »Zurück«, und wieder »Hinaus« und abermals »Zurück« vollzieht sich nicht nur einmal, sondern unzählige Male; ist ein beständig geschehendes Spiel der Akte, aus denen sich das tägliche Leben bildet.
So beziehen beide Bereiche sich auf einander. Was draußen geschieht, wird von innen her gelenkt und beurteilt; das Innere wird von draußen her gerufen, geweckt, gespeist. Wenn wir uns fragen, welcher Mensch in dieser Hinsicht als wohlgeschaffen anzusehen sei, dann lautet die Antwort: Der, in dessen Leben diese beiden Pole im richtigen Verhältnis zur Auswirkung kommen; der sich weder draußen verliert, noch drinnen verspinnt; in dessen Leben vielmehr die beiden Bereiche im Gleichgewicht einander wechselseitig bestimmen und vollenden.
In unserer durchschnittlichen Wirklichkeit ist es aber anders. Darin haben die Dinge des äußeren Lebens eine gewaltige Übermacht. Die Fülle ihrer Gestalten; die Eindringlichkeit ihrer Eigenschaften; die Aufgaben, die sie uns stellen; ihr Wert, der das Begehren weckt; ihre Gefährlichkeit, die Furcht einflößt - alles das ist so stark, daß es das Übergewicht bekommt und unser Leben hinauszieht. So entsteht der »nach außen gewendete« Mensch, dessen Inneres schwach ist und stets schwächer wird.
Nun war das, aufs Ganze gesehen, schon lange der Fall; die

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