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Was man mit einem sehr unbestimmten Ausdruck "liturgische Bewegung" nennt, war nichts ganz Einheitliches. Ihrem eigentlichen und verantwortungsbewußten Teil ist es nur darum gegangen, den heiligen Dienst wieder zu jener Reinheit und Sinnfülle zu bringen, die er haben muß, wenn er Gottes Ehre verkünden und die Gläubigen in den Reichtum der Gnadenwelt einführen soll. Daneben ist aber auch manches Einseitige und Absonderliche gelaufen, das den echten Sinn des Ganzen verdunkelt hat. So hätte vor, sagen wir, fünfundzwanzig Jahren ein Ununterrichteter noch denken können, es handle sich um den Versuch historisch bemühter Leute, alte gottesdienstliche Texte und Formen auszugraben, die nicht mehr in die heutige Wirklichkeit passen; oder um den Wunsch ästhetischer Kreise, das religiöse Leben ihren Ansprüchen gemäß zu gestalten und sich so eine religiöse Sonderwelt neben der Gemeinde aufzubauen. Solche Ansichten können heute nicht mehr mit gutem Gewissen vertreten werden. Jeder, der nicht voreingenommen ist, weiß, daß die Liturgie keine historische oder ästhetische Liebhaberei, sondern etwas schlechthin Wesentliches ist, nämlich der offizielle, aus dem Kern der christlichen Geschichte herausgewachsene Gottesdienst der Kirche; das "Gesetz des Betens", wie das alte Wort ihn nennt, das mit der heiligen Lehre, dem "Gesetz des Glaubens", in unlöslichem Zusammenhang steht. Unerfreulichkeiten finden sich überall und haben auch in der liturgischen Bewegung nicht gefehlt; deren eigentliche Absicht aber war richtig und notwendig. Das Anliegen, die Gläubigen in das liturgische Leben der Kirche einzuführen, ist kaum weniger wichtig als jenes, ihnen zu Erkenntnis der christlichen Wahrheit zu helfen - ja eine genauere Prüfung würde zeigen, daß wesentliche Einsichten in diese Wahrheit überhaupt erst in der Welt des liturgischen Lebens aufgehen. Im Laufe der letzten Jahre wurde jedem Unvoreingenommenen deutlich, daß eine Epoche seelsorglicher Arbeit zu Ende ging. Bestimmte Methoden, die früher gut gewesen waren, verloren ihre Wirkung; einmal, weil sich die äußeren Verhältnisse änderten; | ||
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