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des Daseins; nur aus seinem Geiste seien die sittlichen Aufgaben zu bewältigen und er allein gewähre die letzte Bergung des Herzens. Das Leben eines solchen Menschen bildet nun ein Ganzes, worin sich zwei Welten begegnen und einander durchwirken: das natürliche Dasein mit seinen Wirklichkeiten – und alles, was sich an Wahrheit und Weisheit in Christus kundtut und an Kraft durch ihn mitteilt. Dieses Ganze wollen wir »den Glauben« nennen. Er bildet eine sehr hoch organisierte Lebenseinheit – wenn es wirklich ist, was er zu sein beansprucht, müssen wir sagen, die höchste schlechthin. Er ist voll von Ideen, Werten, Kräften; hat eine große Sinnmacht und gibt eine Sicherheit, die alle anderen Lebenssicherheiten übersteigt. Zugleich ist er aber, wie jedes hochorganisierte Leben, verletzlich – ja, er ist das in einer ganz besonderen Weise. Wenn wir bedenken, wie die Botschaft Christi den Menschen unter Gottes Kritik stellt; von ihm fordert, daß er seine Gesinnung ändere; verlangt, daß er vieles aufgebe, woran seine Natur hängt, und suche, was ihm zunächst fernliegt, dann ist von vornherein klar, daß sich das alles nicht in der Form ruhig-natürlicher Entwicklung, sondern nur in immer neuen Entscheidungen und Überwindungen vollziehen kann. Glaube ist echtes Leben, ja das Leben im endgültigen Sinn; so wird er immer wieder durch Krisen hindurchgehen, die nicht nur Einzelnes in ihm, sondern auch sein Ganzes, seinen Sinn und seine Möglichkeit betreffen. II. Fassen wir einige solcher Glaubenskrisen ins Auge. Das religiöse Leben jedes Menschen ist mit dem Anderer verbunden. Fast immer geht es ja doch so, daß sich der Glaube des Einen an dem eines Anderen entzündet: der Mutter, des Vaters, eines Lehrers, eines Freundes. In der inneren Welt fast jedes Menschen stehen Gestalten, mit denen er besondere Glaubensgemeinschaft hat. Er stützt sich auf sie mit seiner Überzeugung; | ||
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